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Medizin

In ihrer Studie haben Forschende des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) von neun kombinierten oralen Kontrazeptiva verglichen.

Als Datengrundlage diente ihnen die Forschungsdatenbank GePaRD, welche Abrechnungsdaten von vier gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland und rund 25 Millionen Patienten enthält. Neben demografischen Angaben finden sich in GePaRD Informationen zu Arzneimittelverordnungen sowie zu ambulanten und stationären Leistungen und Diagnosen.

Die Studienpopulation setzte sich aus mehr als 677.000 Frauen und Mädchen mit einem durchschnittlichen Alter von 16 Jahren zusammen, denen zwischen 2005 und 2017 ein kombiniertes orales Kontrazeptivum neu verschrieben wurde.

Neun Wirkstoffkombinationen auf dem Prüfstand

„Unsere Studie bestätigt, dass die Kombination Levonorgestrel mit niedrigem Ethinylestradiol-Gehalt das geringste Thromboserisiko hat“, so Dr. Tania Schink, Wissenschaftlerin am BIPS und Erstautorin der Studie. „Außerdem konnten wir zeigen, dass das Thromboserisiko für die neuen Pillen-Varianten auf Basis von Chlormadinon doppelt so hoch ist und damit im gleichen Bereich liegt wie für Desogestrel und Drospirenon. Wer sein Thromboserisiko durch die Pille möglichst gering halten will, sollte also ein Präparat auf Basis von Levonorgestrel nutzen.“

Darüber hinaus zeigte die Auswertung der Daten, dass der Anteil der Neuverordnungen von Präparaten mit dem niedrigsten VTE-Risiko seit dem Zeitraum 2005–2007 zwar angestiegen ist, aber immer noch sehr niedrig liegt. So entfiel zwischen 2015 und 2017 nur etwas mehr als jede zweite Neuverordnung (54 %) auf Präparate mit dem niedrigsten Risiko. Zum Vergleich: Der Anteil an Verordnungen von Präparaten mit dem höchsten Risiko betrug im gleichen Zeitraum etwa ein Drittel (33 %).

Thrombosen sind insbesondere bei jungen Frauen zwar sehr seltene Ereignisse. Dennoch ist – basierend auf Schätzungen der europäischen Arzneimittelbehörde – davon auszugehen, dass es durch die Verschreibung von Pillen mit hohem Thrombose-Risiko statt jenem mit geringem jedes Jahr zu zwei bis sieben zusätzlichen Thrombosen pro 10.000 Nutzerinnen kommt. Das sind Krankheitsfälle mit zum Teil sehr schwerem Verlauf, die sich durch ein anderes Verschreibungsverhalten verhindern ließen“, so Prof. Ulrike Haug, Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS.