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Medizin

Dieser Frage sind Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin jetzt in einer Kohortenstudie nachgegangen. „Aus dem Tiermodell haben wir Hinweise, dass Schwankungen von weiblichen Hormonen – insbesondere von Östrogen – zu einer verstärkten Freisetzung des Entzündungsbotenstoffs CGRP im Gehirn führen“, erklärte Studienleiterin Dr. Bianca Raffaelli vom Kopfschmerzzentrum der Klinik für Neurologie mit experimenteller Neurologie am Campus Charité Mitte.

Östrogen beeinflusst CGRP-Spiegel

Weiterhin führte sie aus: „CGRP steht für ‚Calcitonin Gene-Related Peptide‘ und ist eine körpereigene Substanz, die bei Migräne vermehrt ausgeschüttet wird und die Blutgefäße im Gehirn stark erweitert. Dadurch entsteht eine Entzündungsreaktion, die einer der Gründe für die starken Kopfschmerzen bei Migräne sein könnte.“

Um zu prüfen, ob ein solcher Zusammenhang zwischen weiblichen Hormonen und CGRP-Ausschüttung auch bei Menschen besteht, haben die Studienautorinnen und -autoren insgesamt 180 Frauen mit und ohne Migräne untersucht. Dabei haben sie die CGRP-Spiegel im Blutserum und in der Tränenflüssigkeit mittels eines antikörperbasierten Nachweisverfahrens (enzyme-linked immunosorbent assay, ELISA) bestimmt.

Bei Frauen mit einem natürlichen Menstruationszyklus erfolgte die Probenentnahme während der Monatsblutung und zum Zeitpunkt des Eisprungs. Frauen, die mit kombinierten oralen Kontrazeptiva verhüteten, wurden während des einnahmefreien Intervalls sowie innerhalb der ersten beiden Wochen nach der Einnahmepause getestet. Postmenopausale Teilnehmerinnen konnten einmalig eine Probe zu einem beliebigen Zeitpunkt abgeben.

CGRP-Spiegel bei Migräne-Patientinnen höher

Während der Menstruation wiesen Migräne-Patientinnen mit einem natürlichen Menstruationszyklus signifikant höhere CGRP-Spiegel in Plasma und Tränenflüssigkeit auf als Teilnehmerinnen ohne Migräne. Im Gegensatz dazu waren die CGRP-Spiegel bei Migräne-Patientinnen, welche mit einer Kombi-Pille verhüteten, und solchen in der Menopause ähnlich wie in den jeweiligen Kontrollgruppen. Bei Migräne-Patientinnen, welche die Pille nahmen, lagen die CGRP-Spiegel in der Tränenflüssigkeit während der Menstruation signifikant höher als bei Migräne-Patientinnen mit einem natürlichen Menstruationszyklus.