Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Klinik

„Dass dieses zusätzliche Angebot wirklich so gut angenommen wird, hat unsere Vorstellungen übertroffen. Für uns Hebammen sind diese Geburten auch sehr besonders. Der Hebammenkreißsaal hat auch Vorteile für angehende Hebammen, diese lernen eine interventionsarme und abwartende Geburtshilfe. So wie es eigentlich überall sein sollte“, erklärt Eva Warneke, Leitende Hebamme im Krankenhaus Lübbecke.

Der Hebammenkreißsaal ist ein zusätzliches Angebot im Krankenhaus Lübbecke, das den ärztlich geleiteten Kreißsaal ergänzt. „Die Schlüsselrolle spielt dabei unser Hebammenteam: Wir begleiten die Schwangeren während der Geburt genauso wie im herkömmlichen Kreißsaal – aber ein Arzt würde wirklich nur im Falle von Auffälligkeiten hinzugerufen werden“, so Eva Warneke. Somit gibt es jederzeit ein „Sicherheitsnetz“ vor Ort.

Weltweit gute Erfahrungen mit Hebammenkreißsaal

International aber auch in Deutschland gibt es bereits viele gute Erfahrungen mit dem Hebammenkreißsaal. Hebamme Eva Warneke erklärt: „Es zeigt sich, dass eine Geburt im Hebammenkreißsaal sicher ist – Mutter und Kind geht es während und nach der Geburt gut. Die Kaiserschnittrate ist niedriger, auch der Einsatz von Schmerzmitteln, es werden weniger Dammschnitte gemacht, und es zeigt sich eine größere Zufriedenheit bei den Gebärenden. Aber auch die Arbeitszufriedenheit der Hebammen ist höher, vor dem Hintergrund des bundesweiten Hebammenmangels ist das ein wichtiger Punkt.“

Bundesweit gibt es mittlerweile mehr als 50 Hebammenkreißsäle – die meisten in Nordrhein-Westfalen. „Der Trend geht seit ein paar Jahren hin zur natürlichen Geburt. Immer mehr Frauen möchten ihre Kinder so natürlich wie möglich auf die Welt bringen, selbstbestimmt gebären und trotzdem nicht auf das Sicherheitsnetz aus Ärzten und Hebammen verzichten“, so die Lübbecker Hebamme. Früher mussten sich die Schwangeren entscheiden: entweder eine intime Hausgeburt mit einer vertrauten Hebamme oder eine Geburt in der Klinik unter ärztlicher Anleitung. Der Hebammenkreißsaal ist ein Betreuungsmodell dazwischen.

2023 haben etwa 18 Prozent der Geburten im Krankenhaus Lübbecke im hebammengeleiteten Kreißsaal stattgefunden. „Wir gehen davon aus, dass generell etwa 10 bis 20 Prozent der Geburten im Hebammenkreißsaal durchgeführt werden können. Risikogeburten kommen dafür nicht infrage, und wenn eine Schwangere das Bedürfnis hat, dass lieber ein Arzt oder eine Ärztin die Geburt mitbegleiten soll, ist das ihr gutes Recht“, erläutert Dr. Albert Neff, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Krankenhaus Lübbecke. Die Leitende Hebamme Eva Warneke ergänzt: „Wenn unter der Geburt doch eine ärztliche Mit-Betreuung benötigt oder gewünscht wird, ist das kein Problem. Wir arbeiten dann, wie sonst auch, Hand-in-Hand mit dem Ärztlichen Team zusammen. Die Sicherheit von Mutter und Kind steht an erster Stelle.“

Auszeichnung als „Babyfreundliche Geburtsklinik“

Erfahrungsgemäß liegt die Rate der Weiterleitung vom Hebammenkreißsaal zwischen 30 und 40 Prozent. Dabei geht es aber eher selten um dramatische Vorfälle oder Notfälle, sondern meist um medikamentöse schmerzlindernde Unterstützung – zum Beispiel durch eine PDA.

Das Krankenhaus Lübbecke wurde 2017 von der WHO und UNICEF als „Babyfreundliche Geburtsklinik“ ausgezeichnet. Seitdem wird nach dem BEST-Konzept gearbeitet. Dabei steht „BEST“ für Bindungs-, Entwicklungs- und Stillförderung. Auf der Mutter-Kind-Station sind beispielsweise alle Pflegekräfte als Still-Beraterinnen ausgebildet, die Still-Quote im Krankenhaus Lübbecke liegt konstant bei 92 Prozent. Die Kaiserschnitt-Rate ist mit 20 Prozent deutlich unter dem bundesweiten Trend und auch die PDA- und Dammschnittrate ist niedrig.

„Wir praktizieren schon lange eine zurückhaltende, frauenfreundliche Geburtshilfe und sind stolz, dass das zusätzliche Angebot des Hebammenkreißsaals so gut angenommen wird“, sagt Klinikdirektor Dr. Albert Neff. Für 2024 erwartet das Team der Geburtshilfe noch mehr Anmeldungen für den hebammengeleiteten Kreißsaal, „da sich diese Betreuungsform durchaus schon positiv herumspricht“, so Eva Warneke. Außerdem sei das Feedback der Frauen, die ihr Kind in reiner Hebammenbegleitung im Krankenhaus Lübbecke geboren haben, durchweg positiv.

Quelle:

Mühlkreiskliniken