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Harnwegsinfekte in der Hausarztpraxis

von Dr. med. Heiner Pasch

Frau hält sich den Unterleib
Jeder Harnwegsinfekt erfordert eine sorgfältige und jeweils angepasste Diagnostik. Foto: 9nong - stock.adobe.com

Die Diagnostik und Behandlung von Harnwegsinfekten gehören für Hausärztinnen und -ärzte zum Alltag. Denken Sie daran: Die Untersuchung des Urinstatus ist nicht die einzige abrechenbare Leistung.

Bei der klassischen Symptomatik eines Harnwegsinfektes mit schmerzhaftem und häufigem Wasserlassen kleiner Urinportionen ist die Urinuntersuchung sicher die entscheidende diagnostische Methode. Dennoch muss immer auch klinisch untersucht werden, um beispielsweise eine Nierenbeteiligung zu entdecken oder aber auch lokale Faktoren aufzuspüren, die eventuell einen Harnwegsinfekt fördern, wie beispielsweise eine Phimose. Außerdem sind weiterführende technische und laborchemische Untersuchungen sinnvoll, vor allem bei rezidivierenden Infekten.

Urinuntersuchungen

Die im allgemeinen Sprachgebrauch als Urinstatus durchgeführte Urinuntersuchung beinhaltet einen Teststreifentest, im EBM mit der 32033/0,50 Euro abrechenbar, sowie das Urinsediment, abzurechnen mit der 32031/0,25 Euro. In der GOÄ existieren für beide Untersuchungen jeweils zwei unterschiedlich honorierte Positionen, in den Abschnitten MI und MIII. Dabei sollten die Leistungen aus dem Abschnitt MI innerhalb von vier Stunden nach Probennahme durchgeführt werden. Der Teststreifentest ist abrechenbar mit Nr. 3511 (MI/50 Punkte/2,91 Euro) oder 3652 (MIII/35 Punkte/2,04 Euro), das Urinsediment mit der Nr. 3531 (MI/70 Punkte/4,08 Euro) oder 3653 (MIII/50 Punkte/2,91 Euro).

Beim Teststreifentest handelt es sich um eine orientierende visuelle Auswertung, die fakultativ auch apparativ durchgeführt werden kann. Auch bei Anwendung von Mehrfachteststreifen darf nur einmal abgerechnet werden. Die Kosten für den Teststreifen sind in EBM und GOÄ im Honorar enthalten.

Wird die Symptomatik im Rahmen einer Gesundheitsuntersuchung berichtet, ist der Streifentest im EBM dennoch präventiv mit der 32880/0,50 Euro, das Urinsediment aber mit der 32031/0,25 Euro kurativ abrechenbar.

Bei jedem Harnwegsinfekt empfiehlt sich eine mikrobiologische Untersuchung (Eintauchnährboden), im EBM abrechenbar mit der 32151 (1,15 Euro), in der GOÄ mit Nr. 4605 (60 Punkte/3,50 Euro). Die Kosten für die Eintauchnährböden können weder bei GOÄ-Abrechnung in Rechnung gestellt noch bei GKV-Abrechnung über Sprechstundenbedarf bezogen werden.

Sonografie

Bei rezidivierenden Infekten, bei Verdacht auf eine Beteiligung der Nieren, aber auch bei berichteter Makro- oder im Urin nachgewiesener Mikrohämaturie ist immer eine Sonografie ratsam.

Der EBM bietet hierfür die 33043/82 Punkte an, im Rahmen der GOÄ-Abrechnung ist die Harnblase mit der Nr. 410 (200 Punkte/11,66 Euro) und für beide Nieren und bei Männern für die Prostata jeweils die Nr. 420 (80 Punkte/4,66 Euro) berechenbar.

Gesprächsleistungen

Abhängig vom Ergebnis und der Besorgtheit des Patienten können durchaus auch längere Gespräche erforderlich werden. Diese sind im EBM je vollendete zehn Minuten – auch mehrfach pro Sitzung – mit der 03230 (128 Punkte) abrechenbar. Die GOÄ bietet hier bei einer Mindestgesprächsdauer von zehn Minuten die Nr. 3, die bei längerer Dauer lediglich mit erhöhtem Faktor abrechenbar ist. Aber Achtung: Nr. 3 darf nur alleine oder neben 5 bis 8, 800 oder 801 abgerechnet werden.

Anamnese und Untersuchung
Grundsätzlich sind im EBM die Anamnese des Patienten sowie klinische Untersuchungen immer nur mit der Versichertenpauschale 03000 mit altersabhängiger Bewertung abrechenbar.
In der GOÄ bieten sich hier die Nr. 1 (80 Punkte/4,66 Euro) oder bei mehr als zehn Minuten Dauer die Nr. 3 (150 Punkte/8,74 Euro) an.
Die klinische Untersuchung ist abhängig vom Umfang der Untersuchung mit den Nrn. 5 (80 Punkte/4,66 Euro), 6 (100 Punkte/5,83 Euro) oder 7 (160 Punkte/9,33 Euro). Bei der Nr. 6 ist darauf zu achten, dass eine Digitaluntersuchung des Enddarms und bei Männern auch der Prostata dazu gehört.
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Author's imageIlias TsimpoulisChief Medical Officer bei Doctolib
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