Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Corona-News

Auf Basis aktueller Studien und Erfahrungen aus der Praxis hat die DGP ein Positionspapier veröffentlicht. Darin finden sich konkrete Handlungsempfehlungen zu Diagnostik, Monitoring und Therapie der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 und Antworten auf die Frage, wann welche Art der Beatmung angebracht ist.

COVID-19 verläuft meist mild – aber nicht bei allen

Nach aktuellem Kenntnisstand hängt der Verlauf einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus stark vom allgemeinen Gesundheitszustand eines Menschen sowie etwaigen Vorerkrankungen ab: Bei 80 Prozent der Betroffenen verläuft die Infektion mild, bei 20 Prozent entwickelt sich eine Erkrankung der Lunge.

Corona-Tests häufig falsch negativ

Covid-19 lässt sich in drei Phasen mit unterschiedlich starken Symptomen einteilen. Phase eins, die frühe Infektion, ist gekennzeichnet durch Geschmacksstörungen, Halsschmerzen, Husten und in seltenen Fällen Durchfall.

Für den Virusnachweis werden aktuell Abstriche aus dem Nasen-Raum entnommen, da in dieser Phase die Viruslast dort in der Regel sehr hoch ist. Jedoch zeigen neuere Daten, dass bis zu 68 Prozent dieser Abstriche negativ sein können, obwohl eine COVID-19-Erkrankung vorliegt. Deshalb empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI), auch Proben aus den tieferen Atemwegen zu untersuchen.

Leichte, schwere und kritische Verläufe können sich in Abhängigkeit von Immunität und Komorbidität aus dieser Phase entwickeln.

Sauerstoffmangel wird anfänglich oft nicht bemerkt

In der zweiten Phase, etwa acht bis zwölf Tage nach Krankheitsbeginn, greift das neuartige Coronavirus auf die Lunge über und löst dort Entzündungen des Lungengewebes aus. Das kann rasch zu einer gestörten Sauerstoffversorgung im Körper führen, die in der Frühphase der pulmonalen Infektion von den Betroffenen oft gar nicht wahrgenommen wird. Dennoch ist bereits in dieser Phase bei vielen Betroffenen die Gabe von Sauerstoff erforderlich. Außerdem kommt in dieser Phase der sachgerechten Behandlung der Komorbiditäten sowie der Überwachung der Organfunktionen essenzielle Bedeutung zu.

Reicht die Immunantwort nicht aus, muss beatmet werden

In der dritten Phase wird bei unzureichender Entwicklung einer humoralen Immunantwort aus der pulmonalen Erkrankung eine hyperinflammatorische Erkrankung. Es kommt zu schweren Lungenschäden bis hin zum Organversagen. Spätestens in dieser Phase müssen viele Patienten apparativ unterstützt werden.

Engmaschige Überwachung ist Pflicht

Wann ein COVID-19-Patient wie beatmet werden muss, lässt sich pauschal nicht sagen. „Um festzustellen, in welcher Phase der Erkrankung sich ein COVID-19-Patient befindet und wie schwer sein Lungengewebe bereits geschädigt ist, muss ein Patient eingehend untersucht und im Verlauf engmaschig überwacht werden“, weiß Dr. Michael Westhoff, stellvertretender Sprecher des Kompetenznetzwerks WeanNet und Mitautor des Positionspapieres. Eine Röntgen- bzw. CT-Untersuchung und Blutgasanalyse geben Aufschluss über das Ausmaß der Lungenschäden. Ein strenges Monitoring der Vital- und Blutwerte helfe dabei, die Entwicklung eines Lungenversagens, wie auch weiterer Organschädigungen festzustellen und frühzeitig behandeln zu können.

Beatmung ist derzeit die einzige Behandlungsoption

„Da es bislang kein Medikament gegen COVID-19 gibt, stellt die Beatmung schwer Erkrankter derzeit die einzige Behandlungsmöglichkeit dar“, stellt Prof. Torsten Bauer, stellvertretender Präsident der DGP und Mitautor des Positionspapieres, fest. Welche Beatmungsmethode anzuwenden ist, hänge vom Krankheitsverlauf und dem Gesundheitszustand des Patienten ab: In einem bestimmten Krankheitsstadium ist die nicht-invasive Beatmung möglich. Reicht das nicht mehr aus, muss der Patient invasiv beatmet werden. Hier sei es wichtig, den Erkrankten engmaschig zu überprüfen, um nicht zu früh und nicht zu spät entscheiden zu können, wann welche Beatmungsmethode notwendig sei.

Entwarnung bei Bedenken

Immer wieder werden Bedenken angemeldet, Patienten könnten durch die künstliche Beatmung Schaden nehmen. Dieser Behauptung tritt die DGP mit ihrem Positionspapier entgegen. „Eine künstliche Beatmung löst nicht grundsätzlich bleibende Gesundheitsschäden an der Lunge aus“, so Bauer. „Zwar gibt es Patienten, bei denen der Heilungsprozess nach einer solchen Beatmung länger dauert, einer vollständigen, möglicherweise durch Reha-Maßnahmen begleiteten Genesung steht jedoch in der Regel nichts im Wege.“ Bei schweren Verläufen von COVID-19 sei die Beatmung unabdingbar: „Sie ist eine lebensrettende Maßnahme für Menschen mit einer sehr schweren COVID-19-Erkrankung “, betonen die DGP-Experten.