Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
E-Health

Es ist ein trauriger Befund. Doch was den Glasfasernetzausbau angeht – und damit die Versorgung mit schnellem Internet – ist Deutschland nach wie vor ein Entwicklungsland. Vor allem in ländlichen Regionen sind die Defizite immens. Auch für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ist das oft ein Problem: Denn das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM), mit dem unter anderem per Online-Abgleich geprüft wird, ob die elektronische Gesundheitskarte eines Kassenpatienten aktuell ist, setzt zwangsläufig eine (halbwegs) leistungsfähige Internetverbindung voraus. Von Breitbandanschlüssen wie DSL, die eine schnelle Datenübertragung ermöglichen, können Praxisinhaber in vielen Regionen der Republik aber nach wie vor nur träumen.

So weit die schlechten Nachrichten. Die gute: Auch ohne DSL-Anschluss gibt es Möglichkeiten, in strukturschwachen Gegenden das Thema Telematikinfrastruktur (TI) anzugehen.

Alternative zur DSL-Verbindung

Schnelle Alternativen zum DSL-Anschluss sind Kabel-Internet (über TV-Kabelanschluss), das Mobilfunknetz LTE (z.B. mit LTE-Router) und Satellit (über Satelliten-Schüssel). Langsamer, aber nach Aussagen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ausreichend für das Versichertenstammdatenmanagement sind ISDN (64 kbit/s über Telefonleitung) und das Mobilfunknetz UMTS. Diese Varianten sind jedoch aus mehreren Gründen nicht optimal: Erstens besteht das Risiko einer verzögerten Rückmeldung beim Online-Abgleich der Daten. Zweitens beginnen große Unternehmen schon mit der Abschaltung des ISDN-Netzes.

Wichtig für Praxisinhaber: Auch wenn es in einer Region massive Probleme mit dem Zugang zum Internet gibt, werden sie dadurch nicht automatisch von der VSDM-Pflicht frei. Vielmehr müssen sie ihre Probleme gegenüber ihrer Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nachweisen. Diese entscheidet dann im Einzelfall über den weiteren Umgang mit der VSDM-Pflicht für die jeweilige Praxis.

Problemfall Konnektor

Doch selbst wer einen Weg gefunden hat, um sich an die Telematikinfrastruktur (TI) anzuschließen, bleibt mit Problemen konfrontiert. Im Juni sorgten Konfigurationsfehler der Konnektoren dafür, dass viele Praxen das VSDM nicht durchführen konnten. Inzwischen ist die Störung zwar behoben und auch die Kostenübernahme für das notwendige technische Update geklärt. Danach gab es auch noch Probleme beim Download der Update-Version des Konnektors von secunet. Auch das ist inzwischen immerhin erledigt.

Die Allianz Deutscher Ärzteverbände fordert daher, die bisherigen Vorgaben zu überarbeiten und „endlich praktikable Vorschläge zur Umsetzung einer effektiven Digitalisierung zu unterbreiten“. Aktuell droht der gut gemeinte Ansatz zu einer Zumutung für Ärzte und Patienten zu werden, die die Gesundheitsversorgung nicht verbessert, sondern in wesentlichen Teilen sogar verschlechtern wird.

Auch die Vorstände der KVen von Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein, Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz und dem Saarland forderten ihren Bundesvorstand in einem offenen Brief dazu auf, bei der Ausgestaltung der TI aktiver zu werden. Eine Konsequenz aus dem Debakel müsse sein, dass die KVen endlich selbst und industrieunabhängig Lösungen für die Praxissysteme der Vertragsärzte entwickeln dürfen.

DIGITALE DAUERBAUSTELLE
Nach dem Debakel ist schon wieder vor dem Debakel
Die Serie von Pannen und Peinlichkeiten in Sachen Telematikinfrastruktur (TI) hat das Vertrauen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte massiv erschüttert. Kritisiert werden nicht nur die „Steinzeittechnik“ und der zeitweise Ausfall der TI. Auch das Thema Datenschutz bereitet vielen Praxisinhabern Sorgen. Diverse KVen kritisieren zudem die „dürftige Kommunikation“ der Projektgesellschaft Gematik bei Störungen und fordern von der Politik mehr Autonomie bei der telematischen Infrastruktur.