Ab 30 °C steigt bei Kindern das Risiko für Hitzeschäden um das Achtfache
Deborah WeinbuchEine aktuelle Studie zeigt, wie sehr Neugeborene, Säuglinge und Grundschulkinder bei hohen Temperaturen gesundheitlich gefährdet sind. Experten fordern jetzt Hitzeschutz-Maßnahmen für die Kleinen.
Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit – drei Viertel der Kinder in Deutschland leiden bei Hitze. Zu diesem Ergebnis kommt der DAK-Kinder- und Jugendreport „Gesundheitsrisiko Hitze“. Aber auch ernste Ereignisse nehmen bei hohen Außentemperaturen ab 30 Grad steil zu. So steigt das Risiko für behandlungsbedürftige Hitzeschäden wie Sonnenstiche, Krämpfe oder Erschöpfungssymptome bei Kindern um das Achtfache. Auch Hitzeschäden (Hitzschlag, Hitzeerschöpfung, Hitzekrämpfe, Hitzeödeme), Atemwegsbeschwerden sowie akute Notfälle durch Pollenallergien mit stationärer Behandlung sind signifikant erhöht.
Junge Kinder besonders gefährdet
Besonders hart treffen Hitzewellen Neugeborene und Säuglinge, deren Körper sich bei Bewegung schnell aufheizt. Ihre Fähigkeit, mittels Schwitzen die Körpertemperatur zu regulieren, ist noch nicht voll entwickelt. Zudem können sich die Kleinsten noch nicht selbst mit ausreichend Flüssigkeit versorgen. Doch auch Grundschulkinder gehören zu den vulnerablen Gruppen. Im Alter von fünf bis neun Jahren ist das Risiko behandlungsbedürftiger Hitzeschäden bei Temperaturen ab 30 Grad um das Neunfache erhöht. Bei Neugeborenen und Säuglingen steigt das Risiko, aufgrund von Atmungsstörungen ärztlich behandelt werden zu müssen, an Hitzetagen um 14 Prozent. Und bereits ab 25 Grad Celsius steigt das Risiko für Pollenallergiker, im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, um 56 Prozent.
Sonnenschutz für Spielplätze
„Zukünftig ist mit einer deutlichen Zunahme von hitzebedingten Erkrankungen bei häufigeren Hitzeperioden zu rechnen“, sagt Dr. Maria Albers von der AG Pädia-trie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG). Die prognostizierte Last ist hoch: Ein Kind, das 2020 geboren wird, könnte in seinem Leben sieben Mal so viele Hitzewellen erleben wie jemand, der 1960 geboren wurde. Dr. Albers fordert deshalb, jetzt in die Gesundheit der Kinder zu investieren: „Wir brauchen einen adäquaten Hitzeschutz an allen Orten, an denen sich Kinder aufhalten können.“ Andreas Storm, Vorstandschef der DAK, unterstreicht: „Kinder dürfen bei der Konzeption und Umsetzung von Hitzeschutzplänen nicht zu kurz kommen. Wir brauchen wirksamen Hitzeschutz von der Kita bis zur Schule, vom Spiel- bis zum Fußballplatz.“
Mehr Fälle werden erwartet
„Angesichts des fortschreitenden Klimawandels prognostiziere ich, dass sich die Fälle von hitzebedingten Schäden in unseren Praxen häufen werden“, warnt auch Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen. Neben Prävention und Aufklärung an Schulen und Kitas pocht er auf politische Maßnahmen, um die gesundheitlichen Folgen für die jüngste Generation zu begrenzen – „und zwar jetzt.“
Hitzeschutz für Kinder
Die schützende Gestaltung von Plätzen, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, ist bisher ein blinder Fleck bei Klimaanpassungsmaßnahmen. Vielerorts gibt es zu wenig Schatten wie zum Beispiel auf Schulhöfen, Fußball- oder Spielplätzen. So sind die Kleinen der Sonneneinstrahlung oft schutzlos ausgeliefert. Auch frei zugängliche Wasserspender sind selten. Hier sind in erster Linie Städte und Kommunen gefragt, entsprechende Schutzmaßnahmen durchzuführen. Jedoch wären auch Förderprogramme von Ländern und Bund sowie gesetzliche Vorgaben wichtig für eine schnelle Umsetzung.