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Geldanlagen

„Die Rente ist sicher“, ist ein Satz, den – anders als der ehemalige Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm vor 35 Jahren – heute lieber kein Politiker mehr in den Mund nimmt. Sicher ist heute nur, dass die gesetzliche Rente bei den meisten Menschen nicht für einen sorgenfreien Ruhestand reicht. Die Idee der Riester-Rente war ein Versuch, die Bundesbürger zu einer Zusatzrente zu motivieren. Funktioniert hat das nur bedingt.

Idee eines Staatsfonds kommt aus Norwegen

Nun kommt in den Wahlprogrammen die Idee eines Staatsfonds auf, der zumindest künftige Generationen vor Altersarmut schützen soll. Vorbild ist der norwegische Staatsfonds. Der mit einem Vermögen von rund 1.042 Milliarden Euro größte staatliche Fonds der Welt finanziert damit unter anderem die 1.600 Euro Garantierente der norwegischen Bevölkerung.

Einen solchen Staatsfonds wünschen sich auch einige Parteien in Deutschland. So sollen etwa rund zwei Prozent des Bruttoeinkommens statt in die staatliche Rente in einen Fonds fließen. Ein anderer Vorschlag sieht vor, dass der Staat für jedes Neugeborene bis zu Vollendung des 18. Lebensjahres monatlich 100 Euro in den Fonds einzahlt. Bis zur Volljährigkeit kämen so bei einer Rendite von sechs Prozent immerhin mehr als 38.000 Euro zusammen. Wann der Sparer die 100 Euro im Monat bis zur Rente weiter einzahlen würde, wären es mit 67 Jahren sogar rund eine Million Euro.

Durchschnittliche Renditevon 6 Prozent

„Unrealistisch ist dies nicht“, sagt Ralph Rickassel von der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf. Historisch betrachtet weist der weltweit beachtete MSCI World Index eine durchschnittliche Rendite von jährlich 7,7 Prozent aus. Der norwegische Staatsfonds erzielt im Jahr im Durchschnitt eine Rendite von sechs Prozent. Im vergangenen Jahr konnte der Fonds sogar um fast 11 Prozent zulegen. Der DAX kam im ersten Coronajahr auf rund 7 Prozent Plus.

„Eine staatliche Starthilfe für den langfristigen Aufbau eines Wertpapierdepots ist auf den ersten Blick keine schlechte Idee“, resümiert Rickassel. Doch seine Umsetzung nach der Wahl ist mehr als fraglich. Durchschnittlich 780.000 Neugeborene im Jahr würden den Bundeshaushalt zunächst mit einer Milliarde Euro, später mit bis zu 17 Milliarden Euro belasten. „Ich fürchte, dass die kreative Idee in Anbetracht der coronabedingten Steuerausfälle und Schulden schnellsten wieder im Mülleimer verschwindet“, meint Rickassel.

Kindergeld anlegen

Wer für die Rente sparen will, muss gar nicht auf den Staatsfonds warten. Die Idee lässt sich auch ohne politisches Zutun umsetzen. „Bei vielen gut verdienenden Eltern spielt das Kindergeld wirtschaftlich keine entscheidende Rolle. Es kann aber ein ideales Startkapital für den langfristigen Vermögensaufbau sein“, weiß Philip Morgen, Geschäftsführer der 3i – Institut Innovativ Investieren in Oberursel im Taunus. Immerhin zahlt der Staat für jedes Kind bis zum 18. Geburtstag stattliche 44.064 Euro.

Wer die rund 200 Euro im Monat zum Beispiel in breit streuende ETFs oder sonstige Publikumsfonds anlegt, kann seinem Kind zum 18. Geburtstag schon rund 79.000 Euro als Grundstock auf den Weg geben.

Mit diesen ETFs lässt sich für die Rente sparen:

Bei Vermögensverwaltern beliebt sind börsennotierte Indexfonds ETFs (Exchance Trading Fonds) wegen ihrer günstigen Kosten. Es fallen keine Ausgabeaufschläge und nur geringe Verwaltungsgebühren an. Das macht sie ideal für die langfristige Geldanlage.

Geeignet sind ETFs, die in möglichst viele Unternehmen, Branchen und Länder anlegen.

Der I-Shares MSCI World (ISIN: A0HGV0) bildet die Wertentwicklung von Aktien in 23 Industrieländern ab. Wer noch mehr Streuung haben möchte, kann über den Vanguard FTSE All World (ISIN: IE00B3RBWM25) an der Entwicklung von über 3.900 großen und mittelgroßen Unternehmen in 25 Industriestaaten und 24 Schwellenländern teilhaben.

Wer nicht weltweit anlegen möchte, kann auch einen ETF auf den deutschen Aktienindex DAX besparen. Der iShares Core DAX UCITS ETF (ISIN: DE0005933931) investiert die anfallenden Erträge wie Dividenden wieder und unterstützt damit vor allem den langfristigen Vermögensaufbau. ETF-Sparpläne sind bei den meisten Banken ab 50 Euro pro Monat möglich.