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Geldanlagen

Neben der CDU/CSU, die ihr Konzept schon früh insbesondere in Person des CDU-Rentenpolitikers Kai Whittaker präsentierte, setzen die Grünen, die SPD und die FDP in ihren Wahlprogrammen ebenfalls auf die Gründung eines deutschen Staatsfonds. Diese Intentionen sind begrüßenswert. Obwohl die Konzepte allesamt noch zu optimieren sind.

Sparen für die zusätzliche Rente

Bleiben wir bei dem Gedanken der Union: Mit Geburt eines jeden Kindes ist beabsichtigt, dass der Staat 4.000 Euro in einen neu zu gründenden Staatsfonds einzahlt. Dieser legt das Geld diversifiziert am Kapitalmarkt an. Verfügen können die Bürger über das Kapital erst bei Renteneintritt. Whittaker rechnet vor, dass bei einer Laufzeit von 67 Jahren und einer jährlichen Rendite von acht Prozent, abzüglich einer zweiprozentigen Inflation, mit Erreichen des Rentenalters etwa 200.000 Euro zur Verfügung stehen. Bei einer durchschnittlichen restlichen Lebenserwartung von 18 Jahren bekämen die Rentner eine zusätzliche monatliche Rente von 900 Euro. So weit, so gut …

Acht Prozent Rendite machbar?

Der Grundgedanke ist sicherlich lobenswert. Jedoch soll die Verwaltung der Vermögenswerte durch die gesetzliche Rentenversicherung oder die Bundesbank erfolgen. Die Leistungsfähigkeit dieser beiden Institutionen in allen Ehren, ich zweifle aber daran, dass diese in der Lage sind, am Kapitalmarkt eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent pro Jahr zu erzielen.

Besser wäre es, die Anlage des Kapitals unter professionellen Marktteilnehmern auszuschreiben. In Deutschland existieren zahlreiche institutionelle Anleger, die umfangreiche Vermögenswerte erfolgreich betreuen und in dieser Hinsicht eine größere Expertise aufweisen als die Rentenversicherung oder die Bundesbank. Die öffentlich-rechtlichen Institutionen sollten nur die Kontrolle über die Institute ausüben.

Jeder Asset Manager wird für die Leistung natürlich eine marktgerechte Entlohnung verlangen. Jedoch ist auch nicht zu erwarten, dass die gesetzliche Rentenversicherung oder die Bundesbank kostenlos tätig werden.

Mittelmissbrauch verhindern

Zudem muss sichergestellt werden, dass keine alternative Mittelverwendung möglich ist. Die Historie hat gezeigt, dass große Kapitalansammlungen auf Politiker einen anziehenden Effekt ausüben. Diese lassen sich allerhand Ideen einfallen, um die Mittel anderweitig zu nutzen. Ein deutscher Staatsfonds muss einem dezidierten und unveränderlichen Zweck dienen. Die Anlage der Gelder muss unter Festlegung geeigneter professioneller Anlagebedingungen erfolgen.

Der Gedanke eines Staatsfonds ist richtig und sollte konsequent verfolgt werden. Die Bundesbürger sind nur eingeschränkt kapitalmarktaffin. Ein deutscher Staatsfonds, der zur Sicherung der Altersvorsorge beiträgt, kann eine derartige Anlage professionell für alle Bürgerinnen und Bürger vornehmen und zukünftig benötigte Gelder aus erwirtschafteten Erträgen sicherstellen.

Dr. Andreas Schyra, Vorstandsmitglied der Private VermögensVerwaltung AG in EssenDer Autor: Dr. Andreas Schyra ist Vorstandsmitglied der Private VermögensVerwaltung AG in Essen.