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Geldanlagen

250 Euro – so hoch ist das monatliche Kindergeld, das der Staat seit Anfang des Jahres für jedes Kind zahlt. Eltern können diese Erhöhung nutzen, um damit den Grundstein für die finanzielle Zukunft des Nachwuchses zu legen: „Wer etwa mit einer Erstanlage von 1.000 Euro und dann monatlich 100 Euro aus dem Kindergeld in einen globalen Indexfonds anlegt, kann bei den langfristigen Renditen am Aktienmarkt bis zum 18. Geburtstag ein Vermögen von knapp 46.000 Euro bilden“, sagt Vermögensverwalter Anton Vetter von BVP Vermögen in Kempten.

Kindergeld bringt bis zu 74.000 Euro

Dieser Betrag kann als Startpolster für Beruf bzw. Studium fungieren oder in den späteren Kauf einer Wohnung einfließen. Alternativ können die Kinder das Geld weiterhin arbeiten lassen, wenn sie es dank einer ausreichend bezahlten Ausbildung nicht benötigen. In diesem Fall werden bei einer Rendite von sieben Prozent per anno aus den knapp 46.000 bis zum 25. Geburtstag fast 74.000 Euro. Zudem haben die Eltern dadurch größere finanzielle Spielräume. Der Grund: „Die Rendite, die sich langfristig mit Aktien erzielen lässt, reduziert die Unterstützung, die sie etwa während des Studiums leisten müssen“, so Daniel Kolb von Heidelberger Vermögen (s. Grafik).

Grafik Kinderdepot

Eltern, die ein steuerfreies Kinder-Depot einrichten, legen damit einen guten Grundstein für die finanzielle Zukunft ihres Nachwuchses: Bei einer Einmalzahlung von 1.000 Euro zur Geburt und einem monatlichen ETF-Sparplan à 100 Euro mit einer jährlichen Rendite von sieben Prozent kann der Sohn bzw. die Tochter zum 18. Geburtstag über ein Vermögen von gut 45.700 Euro verfügen. Wird das Geld dann nicht benötigt und arbeitet es sieben Jahre bei sieben Prozent per anno weiter, hat der Nachwuchs zum 25. Geburtstag rund 73.400 Euro im Depot. (Jürgen Lutz)

Global anlegende ETFs sind die beste Wahl

Für den Vermögensaufbau der Kinder eignen sich am besten Indexfonds (ETFs), die das Geld auf weltweite Indizes mit vielen Aktien streuen. Mit solchen Produkten vermeiden Eltern, dass das Geld in riskanten Sektorwetten oder Modethemen feststeckt oder generell zu wenig diversifiziert angelegt wird. „Die Welt kann sich innerhalb von 18 Jahren, also bis zur Volljährigkeit eines Kindes, deutlich verändern. Global anlegende ETFs sind bei diesen Veränderungen auf jeden Fall mit dabei, schützen aber auch vor Einseitigkeit“, sagt Vermögensprofi Vetter. Für den langfristigen Vermögensaufbau bieten sich vor allem etablierte und günstige ETFs auf Indizes wie MSCI All Country World oder FTSE All-World an. Der Grund: Diese ETFs sind in aller Regel so groß und damit rentabel genug, dass sie in den nächsten Jahrzehnten nicht eingestellt werden.

Mit Kinder-Depots keinen Cent an Steuern zahlen

Das Beste an diesem Vermögensaufbau: Der Nachwuchs muss bis zum 18. Geburtstag aller Voraussicht nach keinerlei Steuern auf die Kapitalerträge des ETF zahlen, wenn die Eltern für ihn ein sogenanntes Kinder-Depot auf den Namen des Kindes einrichten. In dem Fall kommen Sohn bzw. Tochter in den Genuss von steuerlichen Freibeträgen in Höhe von fast 12.000 Euro im Jahr. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus dem Sparer-Pauschbetrag von 1.000 Euro sowie dem steuerlichen Grundfreibetrag von 10.908 Euro (Stand: Jahr 2023). „Würden die Eltern das Geld in ihrem eigenen Depot ansparen, verfielen diese Freibeträge komplett“, sagt Daniel Kolb.

Eltern-Depot kommt teurer als gedacht

Unterm Strich hat ein Kind beim obigen Beispiel zum 18. Geburtstag mit 45.700 Euro rund 8.000 Euro mehr Vermögen, als wenn kontinuierlich die Abgeltungssteuer von insgesamt 26,38 Prozent angefallen wäre. Die Differenz zwischen diesen zwei Guthaben ist deutlich höher als die entrichtete Abgeltungssteuer von 5.400 Euro. „Das hat einen einfachen Grund. Das Geld, das der Staat kassiert hat, kann nicht mehr für den jungen Anleger arbeiten, wodurch sich eine spürbar geringere Endsumme ergibt“, erklärt Vermögensverwalter Vetter. In der Tat ist der Unterschied beim Vermögen eineinhalbmal größer als die gezahlte Steuer.

Finanzielle Bildung schützt vor Enttäuschung

Eines muss Eltern, die ein Kinderdepot einrichten wollen, jedoch klar sein: Werden ihr Sohn oder ihre Tochter volljährig, können die Kinder ohne jede Beschränkung über das Geld in ihrem Depot verfügen. „Unter Umständen geben sie es für etwas aus, das die Eltern nicht gutheißen. Selbst wenn es Dummheiten sind, können die Eltern nichts daran ändern“, erläutert Vermögensprofi Vetter. Aber es besteht Hoffnung, dass den Eltern solche Enttäuschungen erspart bleiben, wenn sie sich rechtzeitig um die finanzielle Bildung des Nachwuchses gekümmert haben. „Dazu gehört mit Sicherheit auch der Zinseszins und dass er erhebliche Vorteile mit sich bringt“, sagt Daniel Kolb. Welche Schritte nötig sind, um ein Kinderdepot einzurichten, erklärt er im Interview.

Autor: Jürgen Lutz