Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Honorare

Was verdienen Deutschlands Ärzte? Mit dieser Frage hat sich das Statistische Bundesamt beschäftigt und die letzten gesicherten Zahlen aus dem Jahr 2015 analysiert.

Laut der aktuellen Kostenstrukturanalyse für Arztpraxen in Deutschland sind die Umsätze der niedergelassenen Ärzte 2015 im Vergleich zum letzten Erfassungszeitraum 2011 um knapp fünf Prozent gestiegen. Die durchschnittlichen Einnahmen je Arztpraxis lagen damit bei 507.000 Euro im Jahr bzw. 42.250 Euro im Monat.

Allerdings betonen die Analysten auch, dass dieser Wert stark von Praxen mit sehr hohen Einnahmen beeinflusst wird. Hier stechen vor allem die Radiologen hervor. Hausärzte erreichen die Durchschnittswerte hingegen nur selten. Tatsächlich bilden die Zahlen die Wirklichkeit nur bedingt ab. Die Hälfte der niedergelassenen Ärzte hatte 2015 Einnahmen von deutlich weniger als 373.000 Euro.

70,4 Prozent der Einnahmen in den untersuchten Arztpraxen entfielen auf Kassenabrechnungen (2001: 68,7 Prozent). 26,3 Prozent entfielen auf die privaten Krankenversicherungen. 3,3 Prozent der Honorare wurden mit sonstigen selbstständigen ärztlichen Tätigkeiten erwirtschaftet.

Der Reinertrag nach Abzug der Praxiskosten

Den Einnahmen standen Aufwendungen von durchschnittlich 249.000 Euro je Arztpraxis gegenüber. Bei der Hälfte der Praxen betrugen die Ausgaben weniger als 166 000 Euro. Die Ausgaben setzten sich zu 51,9 % aus Personal- und zu 48,1 % aus Sachkosten zusammen.

Nach ihrem Abzug blieb den Praxisinhabern 2015 ein durchschnittlicher Reinertrag von 258.000 Euro übrig. Bei der Hälfte der Arztpraxen waren es sogar nur 197.000 Euro. Auch wenn es sich dabei um das Jahresergebnis des Praxis handelt, ist der Wert nicht mit dem tatsächlichen Einkommen der Ärzte gleichzusetzen.

Der Hausarzt oder Facharzt muss von diesem Geld unter anderem noch Alters-, Invaliditäts-, Hinterbliebenen- und Krankenversicherung für sich und seine Familienangehörigen sowie die Beiträge zu Versorgungseinrichtungen und ihre Steuern bezahlen. Auch mögliche Kredite für den Praxiskauf werden davon bedient. Der Reinertrag wird zwar gerne für Einkommensstatistiken bemüht, tatsächlich verdienen die niedergelassenen Ärzte aber deutlich niedriger.

Zi kritisiert die Zahlen bereits

Darauf weisen die Analysten in ihrer Erhebung zwar ausdrücklich hin, dennoch wird Kritik an der Erhebung laut. Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) meint sogar, dass die Zahlen “kaum Aussagewert” hätten und in der Öffentlichkeit ein eher falsches Bild erzeugen würden. Kleinere Praxen ohne angestellte Mitarbeiter und neu gegründete Praxen seien in der Statistik kaum berücksichtigt worden, dafür aber reine Privatpraxen. Auch werde nicht berücksichtigt, dass in vielen Arztpraxen inzwischen mehrere Inhaber tätig sind, die Einnahmen somit auch entsprechend aufgeteilt werden mussen.

Vor einigen Wochen hatte das Zi selbst aktuelle Zahlen zum Arzteinkommen veröffentlicht. Die Zi-Analyse kam allerdings nur auf einen durchschnittlichen Reinertrag von 190.000 Euro. Der Überschuss aus GKV-Einnahmen lag bei 132.000 Euro und damit unter dem Gehalt angestellter Oberärzte.

Große Unterschiede zwischen den Fachgebieten

Sicher ist bei beiden Erhebungen, dass es große Unterschiede zwischen den Fachgebieten gibt. So erzielten Praxen der Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie laut Statistischem Bundesamt mit durchschnittlich 850.000 Euro den höchsten Reinertrag.

Mit weitem Abstand folgen Augenärzte (370.000 Euro), Orthopäden (311.000 Euro) und Urologen. Allgemeinmediziner erreichten einen durchschnittlichen Reinertrag von 227.000 Euro. Knapp darüber liegen die Pädiater mit 228.000 Euro. Am Ende der Tabelle liegen Hals-Nasen-Ohren-Ärzte mit einem durchschnittlichen Reinertrag von 223.000 Euro sowie Gynäkologen (217.000 Euro) und Psychiater (180.000 Euro).