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Immobilien

„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“, reimte Rainer Maria Rilke bereits im Jahr 1902. Heute, 116 Jahre später, wirken seine Verse fast, als wären sie mit Blick auf den aktuellen Immobilienmarkt geschrieben. Zwar sind die Baugeldzinsen nach wie vor historisch niedrig. Dennoch wird es für Interessenten immer schwieriger, ein passendes (und vor allem finanzierbares) Objekt zu finden. Das liegt zum einen daran, dass die Nachfrage nach Betongold immens ist und die Preise, gerade in Ballungsgebieten, fast schon astronomische Höhen erreicht haben.

Dass es selbst Gutverdienern immer schwerer fällt, sich eine Immobilie anzuschaffen, liegt aber nicht nur an den hohen Quadratmeterpreisen. Schuld sind auch die horrenden Nebenkosten beim Immobilienerwerb. Bis zu 20 Prozent des Kaufpreises müssen Interessenten dafür einplanen. Ein Haus, dass für 300.000 Euro zum Verkauf steht, kostet damit bis zu 360.000 Euro.

Diese Faktoren treiben den Preis

  • Einerseits betont die Politik immer wieder, sie wolle privates Wohneigentum fördern. Andererseits treiben die Bundesländer mit der Grunderwerbsteuer die Kaufnebenkosten in die Höhe und erschweren so den Wohnungskauf: Lag der Steuersatz 2006 bundesweit noch bei 3,5 Prozent des Kaufpreises, beträgt er in einigen Bundesländern inzwischen stolze 6,5 Prozent. Bei 300.000 Euro Kaufpreis fallen damit bis zu 19.500 Euro zusätzlich für die Steuer an.

 Übersicht über die Gewerbesteuersätze in Deutschland:

Bundesland Grunderwerbsteuersatz
Baden-Württemberg 5,0 Prozent
Bayern 3,5 Prozent
Berlin 6,0 Prozent
Brandenburg 6,5 Prozent
Bremen 5,0 Prozent
Hamburg 4,5 Prozent
Hessen 6,0 Prozent
Mecklenburg-Vorpommern 5,0 Prozent
Niedersachsen 5,0 Prozent
Nordrhein-Westfalen 6,5 Prozent
Rheinland-Pfalz 5,0 Prozent
Saarland 6,5 Prozent
Sachsen 3,5 Prozent
Sachsen-Anhalt 5,0 Prozent
Schleswig-Holstein 6,5 Prozent
Thüringen 6,5 Prozent

 

  • Die meisten Käufer müssen für den Immobilienerwerb ein Darlehen aufnehmen. Um sie vor den weitreichenden Folgen eines solchen Geschäfts zu warnen, schreibt das Gesetz vor, dass der Kaufvertrag nur wirksam wird, wenn er notariell beurkundet ist. Die Dienste des Notars sind aber nicht zum Nulltarif zu haben. Meist fordert der Jurist rund ein Prozent des Kaufpreises als Honorar. Beim Beispiels-Haus für 300.000 Euro entstehen also Nebenkosten von etwa 3.000 Euro. Welche Kosten für Eintragungen im Grundbuch anfallen, können Sie hier berechnen.

 

  • Provisionen. Ist beim Immobilienkauf ein Makler involviert, muss auch noch dessen Provision bezahlt werden. Üblich sind drei bis sieben Prozent des Kaufpreises plus Mehrwertsteuer. Beim Beispielhaus für 300.000 Euro und einer Provision von sechs Prozent sind das 18.000 Euro plus 3.420 Euro Mehrwertsteuer.

 

  • Gutachterkosten. Es ist zwar keine Plicht, aber gerade bei Bestandsimmobilien sehr sinnvoll: Ein Gutachten, das die Bausubstanz und den Zustand des Objekts bewertet. Was die Sachverständigenbeurteilung kostet, richtet sich bei freien Sachverständigen wie Architekten oder Ingenieuren nach der Honorarordnung für Ingenieure und Architekten (HOAI).