Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Finanzen

Es klingt zu schön, um wahr zu sein, doch es ist tatsächlich möglich: Bankkunden, deren aktueller Kredit noch läuft, können sich die aktuellen Niedrigzinsen für die Anschlussfinanzierung sichern – mit einem sogenannten Forward-Darlehen. Dieses kann schon abgeschlossen werden, wenn der alte Kredit noch mehrere Jahre läuft. Eine Festschreibung der Zinsen mindestens 36 Monate vor Ablauf des alten Vertrages ist hier keine Seltenheit. Eine Überlegung ist das Forward-Darlehen für Praxisinhaber wert, wenn sie eine Anschlussfinanzierung brauchen werden – schließlich endet auch die längste Niedrigzinsphase irgendwann.

Was die Garantie auf das aktuelle Zinsniveau kostet

Zum Nulltarif bieten die Banken die Garantie auf das aktuelle Zinsniveau allerdings nicht an: Niedergelassene, die ein Forward-Darlehen abschließen, müssen einen Zinsaufschlag auf den späteren Kredit bezahlen – und zwar für jeden Monat, den sie absichern. Je länger die Vorlaufzeit ist, desto höher liegt also die spätere Rate. Elementar ist daher die Wahl des richtigen Zeitpunkts für den Abschluss eines Forward-Darlehens. Denn eine Garantie, dass der Zinsmarkt sich erwartungsgemäß verhält, gibt es heute weniger denn je. Der Abschluss eines Forward-Darlehens ist daher immer auch mit einem Restrisiko verbunden. Sollten die Zinsen zwischenzeitlich nämlich weiter fallen, sind Sie dennoch an die vereinbarten Konditionen gebunden.

Welche Punkte es vor dem Abschluss eines Forward-Darlehens noch zu berücksichtigen gilt, haben wir im Folgenden zusammengestellt.

Was Sie beim Forward-Darlehen im Blick behalten müssen

Das Niveau der Zinsen für Baufinanzierungen war in den vergangenen vierzig Jahren nie niedriger als heute. Daraus zu schließen, dass es nur noch nach oben gehen kann, wäre jedoch falsch. Das belegt ein Blick auf die Entwicklung der jüngeren Vergangenheit.

Bereits kurz nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009 sackten die Zinsen auf ein (für damalige Verhältnisse) markant niedriges Niveau. Entgegen den Erwartungen vieler Experten drehte sich der Trend aber nicht um – sondern setzte sich fort. So sanken seit Februar 2010 die effektiven Jahreszinsen für Darlehen über 150.000 Euro bei einer Beleihung von 50 Prozent und einer Zinsbindung von zehn Jahren von 4,38 Prozent auf sagenhafte 1,10 Prozent im Januar 2017 (Rechenbeispiel unter https://www.baufi24.de/tagesaktuelle-hypothekenzinsen/)

Wer innerhalb dieser Zeit ein Forward-Darlehen abgeschlossen hat, hat also mit Zitronen gehandelt. Denn ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Vertrag ist, wenn überhaupt, nur gegen Zahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung möglich – und damit nicht zu empfehlen.

Negativzinsen für Kredite gibt es nicht mehr

Inzwischen allerdings ist das Niveau zu niedrig, dass vergleichbare Entwicklungen für die Zukunft kaum noch zu erwarten sind. Negativzinsen für Kredite, bei denen Kunden ihrer Bank weniger Geld zurückzahlen müssen, als sie erhalten haben, gelten noch immer als recht unwahrscheinliches Szenario. Das bedeutet: Ärzte, die in diesen Tagen ihre Anschlussfinanzierung planen, haben zwar nach wie vor keine Garantie auf steigende Zinsen. Das Risiko, das der verfrühte Abschluss eines Forward-Darlehens in sich birgt, wird jedoch immer überschaubarer.

Goldene Regeln für den perfekten Forward-Kredit

Damit Sie mit Ihrem Bankberater auf Augenhöhe verhandeln, sind die folgenden Punkte elementar.

  • Regel Nummer eins: Planen Sie vorausschauend. Niemand muss bis zum Ende der Zinsbindung warten, um den Zinssatz für die Anschlussfinanzierung eines Praxisdarlehens festzulegen. Mit einem Forward-Darlehen können Sie die heutigen Konditionen – je nach Anbieter – schon bis zu fünf Jahre vor dem eigentlichen Bedarf festzurren.
  • Regel Nummer zwei: Bedenken Sie die Konsequenzen eines Abschlusses. Rückzieher lassen die Banken meist nicht zu. Wer ein Forward-Darlehen unterzeichnet hat, muss den Kredit später auch wirklich abrufen.
  • Regel Nummer drei: Kalkulieren Sie genau. Banken lassen sich die Zinsversicherung durch Aufschläge auf die späteren Sätze bezahlen – die Zinsen für Forward-Darlehen übersteigen in der Regel den aktuellen Zins. Das rechnet sich nur, wenn es tatsächlich zu einem Zinsanstieg kommt. Sinken die Zinsen hingegen, machen Sie ein Verlustgeschäft.
  • Ziehen Sie auch eine Umschuldung in Betracht: Sie müssen das Forward-Darlehen nicht bei der aktuellen Bank abschließen. Wenn Sie woanders bessere Konditionen bekommen, dann kann sich die Umschuldung lohnen, auch wenn sie mit weiteren Gebühren verbunden ist.
  • Lassen Sie sich von Profis unterstützen: Es kann sinnvoll sein, einen unanbhängigen Kreditvermittler ins Boot zu holen. Dieser kann hunderte Angebote miteinander vergleichen und Ihnen die besten rausholen. Danach können Sie bei Ihrer Bank immer noch nachfragen, ob sie da mithalten kann und will. Zwar nimmt der Profi eine Gebühr für seine Dienste, aber Sie selbst sparen sich eine Menge Zeit.