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Finanzen

Ab August dieses Jahres wünscht sich die Finanzaufsichtsbehörde BaFin, dass wir aktiv in Beratungsgesprächen unsere KundInnen darauf ansprechen, ob und wie sie nachhaltig investieren möchten. Als ob wir uns nicht vorher schon Gedanken über Moral und Ethik von Anlageprodukten gemacht hätten.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als sich viele von uns weigerten, Beteiligungen von Zweitmarkt-Lebensversicherungen zu verkaufen. Bei diesen durfte sich der Anleger nur dann wirklich über Rendite freuen, wenn ein sterbenskranker Patient fristgemäß verstarb. Je früher, desto besser.

Heute diskutieren wir über Nachhaltigkeit. Die Kernfrage: Schadet das Unternehmen, dessen Anteile wir für unsere MandantInnen kaufen, dem Menschen?

Wer bestimmt die künftigen Standards?

Wir dürfen gespannt sein, wie zukünftig Standards die nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen bestimmen werden. Ist die Fluggesellschaft, die Obst aus dem fernen Ausland zum Konsum nach Deutschland transportiert, angesichts der exorbitant hohen CO₂-Ausstöße noch hellgrün? Können wir mit gutem Gewissen Aktien von Textilherstellern ins Portfolio aufnehmen, wenn die Kleidung von Kinderhänden in Bangladesch gefertigt wird? Helfen Produzenten von Cannabis tatsächlich nur im medizinisch-gesundheitlichen Sinne?

Waffen-Aktien sehr gefragt

Aktuell wird es richtig konfus! Aktien von Waffenherstellern schnellen seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges in die Höhe. Der Bundestag verabschiedet ein 100 Milliarden Euro schweres Paket für die Bundeswehr. Rosige Zeiten für unsere deutschen Rüstungsunternehmen. Prompt fordert der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), dass Rüstungsaktien von der EU als nachhaltige Investments anerkannt werden. Die Sicherung der Freiheit von Menschen ist eben grün, ohne Rücksicht, ob auf der anderen Seite Menschen zu Schaden kommen?!

Kein leichtes Unterfangen für die BaFin. Die Behörde wird Vorgaben erteilen, die wir einhalten werden und später wird kontrolliert, ob wir diese eingehalten haben. Wann die technischen Standards zur Kontrolle dieser Umsetzung kommen, wie sie aussehen werden und ob sie sinnvoll und zielführend sein werden … wir sind gespannt. Hauptsache, man hat mal darüber gesprochen und sich moralisch und ethisch korrekt verhalten …Na dann!

Autorin: Petra Ahrens ist Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement AG in Köln