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Versicherungen

„Betroffen sind nahezu alle Bereiche des Gesundheitswesens“, sagt Dina Michels, Chefermittlerin bei der KKH. Der Betrug in der ambulanten Pflege habe aber besonders deutlich zugenommen. In diesem Bereich registrierten die Ermittler 2017 auch die meisten Fälle. Da das Dunkelfeld aber nach wie vor extrem hoch ist, fordert die KKH bundesweit eine stärkere Spezialisierung der Polizei mit Blick auf Korruption im Gesundheitswesen. In Niedersachsen und Bayern beispielsweise ist dies bereits auf den Weg gebracht. Da meist nur Experten die Methoden der Betrüger durchschauen könnten, müsse es bei der Polizei dringend mehr Abrechnungsspezialisten und IT-Experten geben, so Michels.

Von A wie Ambulante Pflege bis Z wie Zahnärztliche Leistung

Am teuersten zu stehen kamen die KKH Verstöße im Arzneimittelsektor: Hier geht es allein um Forderungen in Höhe von knapp 2,3 Millionen Euro. Den mit 1,5 Millionen Euro größten Schaden in diesem Bereich verursachte ein Apotheker, der im großen Stil Krebsmedikamente panschte. Die zweithöchste Schadenssumme verzeichnete die KKH bei Krankengymnasten und Physiotherapeuten mit insgesamt mehr als 500.000 Euro. So soll in einem der Fälle ein Physiotherapeut seine Berufsurkunde und Fortbildungsbescheinigung gefälscht und unerlaubt Leistungen erbracht haben.

Die TOP FÜNF der neu aufgedeckten Fälle 2017 (Fallzahlen in Klammern):
1. Ambulante Pflege (110)
2. Krankengymnasten/Physiotherapeuten (52)
3. Arzneimittel (22)
4. Orthopädische Hilfsmittel/Sanitätshäuser (10)
5. Ergotherapie (9)

Die TOP FÜNF Bereiche nach Schadenssumme (Betrag in Klammern in Euro):
1. Arzneimittel (2,3 Millionen)
2. Krankengymnasten/Physiotherapeuten (504.000)
3. Ambulante Pflege (237.000)
4. Krankenhaus stationär (206.000)
5. Orthopädische Hilfsmittel/Sanitätshäuser (199.000)

Die TOP FÜNF Beispiele für aufgedeckte Betrugsfälle 2017:
1. Ein Apotheker vertreibt gepanschte Krebsmedikamente. Schaden allein bei der KKH: über 1,5 Millionen Euro, Gesamtschaden: über 50 Millionen Euro. Der Fall erregte in den Medien großes Aufsehen.
2. Ein Arbeitgeber erschleicht mit Scheinarbeitsverträgen Leistungen nach dem Aufwendungsausgleichsgesetz (AAG) sowie Krankengeld. Schaden bei der KKH: fast 60.000 Euro.
3. Ein Klinikum rechnet die Leistungen eines Arztes für sich ab, obwohl er diese ambulant in seiner eigenen Arztpraxis erbracht hat. Schaden bei der KKH: mehr als 39.000 Euro.
4. Ein hiesiger Pflegedienst setzt einen ausländischen Pflegedienst mit eigenen Mitarbeitern ein, die nicht ausreichend qualifiziert sind. Außerdem werden nicht erbrachte Leistungen abgerechnet. Schaden für die KKH: knapp 29.000 Euro.
5. Ein Klinikum stellt offenbar sechs gefälschte Verordnungen aus. Schaden bei der KKH: 12.000 Euro.