Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Versicherungen

Ärzte oder Zahnärzte können sich von der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) befreien lassen und nur noch Mitglied in einem Versorgungswerk sein und dort in ihre Altersvorsorge einzahlen.

Doch ist der Verzicht auf die zweite Option für die finanzielle Vorsorge auch sinnvoll? Selbst die Altersvorsorge von Ärzten leidet nämlich unter den jahrelangen Niedrigzinsen. Dennoch haben Versorgungswerke gegenüber anderen Anlegern einige Vorteile. Denn wenn das berufsständische Versorgungswerk nicht chaotisch wirtschaftet, zahlt sich eine Mitgliedschaft mehr aus als in der gesetzlichen Rentenversicherung. Im Versorgungswerk zahlen Mitglieder meist den gleichen Beitrag wie gesetzlich Rentenversicherte. Konkret sind das 18,6 Prozent Beitrag (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil). Beiträge lassen sich jedoch jederzeit freiwillig aufstocken.

Doch warum schütten Versorgungswerke bei gleich hohen Beiträgen höhere Renten aus? In der gesetzlichen Rentenversicherung müssen künftig weniger Erwerbstätige mehr Rentner finanzieren. Angesichts der schrumpfenden Bevölkerung und vielen Erwerbstätigen mit Mindestlohn könnte die Rente deshalb dauerhaft sinken.

Vorteile der Versorgungswerke

Ganz anders sieht es bei den Versorgungswerken aus, da sie die späteren Renten mit einer Kombination aus Umlage- und Kapitaldeckung finanzieren. Den zu zahlenden Renten aller heutigen und künftigen Mitglieder stehen als Ertragsquellen sowohl die schon vorhandenen Kapitalanlagen als auch die in Zukunft fließenden Beiträge gegenüber. Deshalb fiel die Durchschnittsrente der rund 720.000 Mitglieder in den 89 verschiedenen berufsständischen Versorgungswerken laut Statistik von 2010 mit knapp 2.000 Euro fast doppelt so hoch aus, wie die Durchschnittsrente der Gesetzlichen Rentenversicherung.

Versorgungswerke sind jedoch darauf angewiesen, dass stetig neue Beitragszahler aufgenommen werden. Sonst wackelt das ausgeklügelte System. Immerhin: Bei der jährlichen Mitteilung der zu erwartenden Rente rechnen Versorgungswerke häufig mit einer prognostizierten Rendite von 4 Prozent. Die Versorgungswerke bieten neben der Altersrente auch einen umfangreicheren Hinterbliebenen- und Invaliditätsschutz als die gesetzliche Krankenkasse.

Nachteile vom Versorgungswerk

Da Freiberufler eine im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung höhere Lebenserwartung haben, gibt es eine reduzierte monatliche Altersrente. Und auch Versorgungswerke befinden sich im Strudel der Niedrigzinsphasen – viele Versorgungswerke haben ihren Rechnungszins deshalb deutlich gesenkt. Ein weiterer Nachteil: Es gibt vom Eintritt bis zum Rentenantrag keine garantierte Altersrente. Bei Eintritt sind wichtige Rechnungsgrundlagen wie Rechnungszins, Sterbetafeln bzw. Rentenfaktor nicht garantiert, diese werden erst bei Rentenbeginn festgelegt.

Zudem gibt es keine gesetzliche Insolvenzregelung – bei der Pleite des Versorgungswerks der Schornsteinfegermeister im Jahr 2012 musste der Bund einspringen. Ob das bei künftigen Pleiten ebenfalls geschieht, bleibt offen. Wer sich mit der Absicht trägt, in ein Versorgungswerk einzutreten, sollte also die positiven wie negativen Seiten gut abwägen – oder mit einem unabhängigen Berater sprechen.

Autor: Thomas Soltau