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Versicherungen

Bisher war es so: Wer eine reine Pflegeversicherung abgeschlossen hatte, aber kein Pflegefall wurde, konnte sich zwar glücklich schätzen – aber das Geld, sprich die gezahlten Beiträge  –  das war weg. Dieses Manko wollen die neuen Rentenpolicen mit Pflegeoption vermeiden.

Bei der klassischen (aufgeschobenen) Rentenversicherung leistet man über Jahre den geforderten Beitrag. Wird die Pflegeoption ausgeübt, so sinkt die garantierte monatliche Rente deutlich. Das bedeutet: Man bekommt monatlich weniger Geld, selbst wenn man gar nicht pflegebedürftig ist oder wird. Ob die Option in Anspruch genommen wird, kann der Versicherte kurz vor Rentenbeginn entscheiden.

Die höhere Altersrente aufgrund einer Pflegebedürftigkeit bleibt dauerhaft konstant. So ist man lebenslang abgesichert. Das gilt unabhängig davon, ob die Pflegebedürftigkeit schon vor Rentenbeginn eingetreten ist oder zu einem späteren Zeitpunkt. Im Pflegefall kann sich die Rente bei einigen Versicherungsgesellschaften sogar verdoppeln (s. Tabelle).

Gesundheitsfragen müssen bei Abschluss in jungen Jahren in der Regel nicht beantwortet werden. Anders sieht es bei älteren Antragstellern (z.B. ab 50 Jahre) aus. Bei vorübergehender Pflegebedürftigkeit bleibt die höhere Rente normalerweise bestehen. Das heißt, es erfolgt keine Nachprüfung.

Beurteilung durch den Versicherten sehr schwierig

Das alles hört sich positiv an, aber der Kunde hat im Vorfeld keine Möglichkeit einzuschätzen: Lohnt sich das für wirklich mich? Wer lange lebt und auch lange pflegebedürftig ist, der profitiert von einem solchen Vertrag, weil die erhöhten Renten lange zufließen. Bei den anderen Versicherungsnehmern ist die Sache allerdings fraglich. Bei vielen Angeboten gibt es zudem gar keinen Todesfallschutz – im Falle eines frühen Todes ist das Kapital perdu.

Hinzu kommt noch eine wichtige Änderung zum 1.1.2017: Die bisherigen 3 Pflegestufen werden dann durch 5 sogenannte Pflegegrade ersetzt. Experten der NRW-Verbraucherzentrale raten deshalb: „Wer eine derartige Police mit Pflegeoption abschließt,  sollte genau nachfragen, ab welcher neuen Pflegestufe die Option tatsächlich gilt!“

Bei der neuen Einstufung geht es um die Einschätzung, wie selbstständig der Versicherte verschiedene Lebensbereiche gestalten kann. Ob er mobil ist, zum Beispiel soziale Kontakte pflegen oder selbstständig Medikamente einnehmen kann. Die bislang getrennten Bewertungsverfahren werden durch ein einheitliches Begutachtungsinstrument ersetzt. Gleichzeitig werden in den meisten Bereichen  die Leistungen erhöht.

Trotz der Verbesserungen bleibt im Pflegefall eine Finanzierungslücke bestehen. Auch die durchschnittlichen Kosten für die Betreuung in einem Pflegeheim sind weiter gestiegen. Im bundesweiten Durchschnitt betragen die Kosten für eine vollstationäre Versorgung in der höchsten Pflegestufe 3500 Euro im Monat.

Privatrente mit Pflegeoption für einen 50-jährigen (Beispiele)

Anbieter Rente Mit Pflegeoption Im Pflegefall
Gothaer 273 234 428
LV 1871 259 227 454
Barmania 241 224 448
HDI 251 214 428
Alte Leipziger 214 182 364

Rentenbeginn: 67 Jahre, Monatsbeitrag 250 €,. Quelle: Rente & Co 4.16

Das sind die Knackpunkte, auf die Sie beim Abschluss eines Pflegeversicherungsvertrages achten sollten:

  • Wie stark erhöht sich die Rente im Pflegefall?
  • Wie weit wird die Garantierente bei der Pflegeoption reduziert?
  • Muss eine Wartezeit in Kauf genommen werden?
  • Wird die höhere Rente auch nach einer Genesung weiter bezahlt?
  • Wie sieht eine eventuelle Gesundheitsprüfung aus?
  • Bleibt der Todesfallschutz bei der Pflegeoption erhalten?