Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Allgemeinmedizin

Zumindest ein Mal solle eine Spirographie durchgeführt werden, wenn ein Verdacht auf eine obstruktive Atemwegserkrankung besteht. Darin waren sich alle Experten einig. Dies könne auch in einer hausärztliche Praxis erfolgen, die das entsprechende Equipment habe.

Ein Problem, das mehrfach thematisiert wurde, ist die Tatsache, dass viele Menschen mit obstruktiver Atemwegserkrankung niemals beim Pneumologen vorgestellt wurden. In die gleiche Richtung deutet die Einschreibequote beim Disease-Management-Programm (DMP). Diese ist bei Asthma und COPD wesentlich niedriger als bei Typ-2-Diabetes oder bei KHK.

Natürlich wissen alle vertragsärztlich tätigen Kollegen auch, dass Neupatienten deutlich mehr Zeit kosten als solche, die routinemäßig zur Nachkontrolle kommen. Das müsse man auch beachten, damit die Praxis wirtschaftlich läuft, kommentierte ein Pneumologe.

Gesünder ohne Rauch: Das Problem mit den E-Zigaretten

Wir alle wissen, dass Rauchen ungesund ist. In einer Session ging es um E-Zigaretten. Bittere Erkenntnis daraus: E-Zigaretten dienen oft nicht zur Entwöhnung. Der Dual-Use aus Zigarette und E-Zigarette richte sogar noch mehr Schaden an. Das liege auch daran, dass die Zeit, während der man „dampft“, deutlich länger ist, als die Zeit, während der man an einer Kippe zieht. Ganz interessant war auch die Feststellung, dass die Firmen genau darauf achten, dass die Nikotinfreisetzung bei der E-Zigarette der Freisetzung der Zigarette entspricht. Wie PD Tobias Rüther, München, erläuterte, solle Nikotin in kurzer Zeit (< 5 min) im Gehirn anfluten und ein Wohlgefühl auslösen. Das sei aus Sicht der Herstellerfirmen mit den Verdampfern der fünften Generation aber noch besser mit den Nikotinpouches gelöst. Diese werden unter die Zunge geklebt und seien in Österreich bei Schülern schon weitverbreitet.

Science Slam: Wissenschaftliche Erkenntnisse amüsant verpackt

Ums Rauchen ging es auch beim Science Slam. In diesem Wettbewerb konkurrierten eine Frau und drei Männer darum, wer es am besten schafft, wissenschaftliche Ergebnisse auf amüsante Art vereinfacht so zu präsentieren, dass die Jury und die Teilnehmer über den Sieg und die weiteren Platzierungen entscheiden konnten.

Der Sieger, Dr. Christian Herzmann, Bad Oldesloe, beschrieb in Gedichtform die Probleme eines Nikotinabhängigen, dessen erster Griff, noch im Bett, zur Zigarette geht. Von guten Zeichnungen begleitet, ging es über das Nikotin und dessen Wirkung zu den Folgen der Nikotinabhängigkeit. Bei der Auflistung der möglichen Tumorlokalisation folgte als Letztes der Uterus. Was ihn zur entspannten Aussage führte, dass sein männlicher Protagonist zumindest diesem Tumor nicht bekommen könne. Tosender Applaus quittierte seine hervorragende Präsentation. 

Begonnen hatte den Slam die Physiotherapeutin Andrea Huhn, Essen. Sie informierte darüber, warum ein Käsebrot genau das Richtige bei Lungenerkrankungen ist. Kraft- und Fitnesstraining sei bei obstruktiven Lungenerkrankungen essenziell. Denn bekanntermaßen schwinde mit sinkender Belastung die Muskulatur.  Damit nicht nach einem Training hochkalorische Nahrung zu sich genommen wird, habe sie untersucht, wie man möglichst viel Protein und möglichst wenig Fett zu sich nehmen kann. Das führte zum Brötchen belegt mit Käse. Der dafür ausgesuchte Käse sei olfaktorisch ziemlich gewöhnungsbedürftig. Aber ihre Studien hätten gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit der Menschen mit obstruktiven Atemwegserkrankungen durch Muskeltraining plus Käsebrötchen stärker angestiegen sei als durch Training und anderes Essen.

Fast schon Routine

Der Science Slam wurde von Stefan Ganß vom MDR Leipzig moderiert. Wie er betonte, soll er Wissenschaften mit Augenzwinkern verbinden. Mittlerweile gehört er zur Tradition der DGP-Tagung.

Quelle:

64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin vom 20. bis 23. März 2024 in Mannheim