Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Medizin

Diesem Verdacht sind Forschende aus Japan jetzt auf den Grund gegangen. In einer Studie haben sie den Zusammenhang zwischen einer Parkinson-Erkrankung und Veränderungen des Mikrobioms nach einer Appendektomie untersucht. Hierfür haben sie die bakterielle Zusammensetzung von insgesamt 20 Stuhlproben analysiert. Die Proben stammten von jeweils fünf Parkinson-Erkrankten mit und ohne Appendektomie sowie gesunden Kontrollpersonen mit und ohne Appendektomie.

Das mediane Alter der Probandinnen und Probanden lag bei 70 Jahren. Im Vergleich zu Gesunden wiesen die Parkinson-Erkrankten tendenziell ein geringeres Gewicht auf. Außerdem neigten sie insbesondere nach der Blinddarmentfernung häufiger zu schwerer Verstopfung. Die Unterschiede waren jedoch nicht statistisch signifikant.

Appendektomie mischt Darmflora auf

Bei ihren Untersuchungen fielen den Studienautorinnen und -autoren Unterschiede im Darm-Mikrobiom zwischen den Gruppen auf. So fanden sie in Proben von Parkinson-Erkrankten – unabhängig von einer Appendektomie – signifikant mehr Bakterien aus der Familie der Enterobacteriaceae als bei gesunden Kontrollpersonen.

Außerdem stellten sie fest, dass eine Appendektomie die Darmflora sowohl bei Parkinson-Erkrankten als auch bei Gesunden veränderte. So wurden bei Teilnehmenden mit Appendektomie vor allem signifikant weniger Fusobakterien festgestellt als bei Teilnehmenden ohne Appendektomie.

Darüber hinaus zeigten sich signifikante Unterschiede in der Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms zwischen gesunden Kontrollpersonen und appendektomierten Parkinson-Erkrankten sowie zwischen Parkinson-Erkrankten und Gesunden mit Appendektomie.

Weitere Studien bei appendektomierten Personen sind nötig

Zusammenfassend vermuten die Autorinnen und Autoren, dass bei appendektomierten Personen ein Zusammenhang zwischen Darm-Mikrobiom und der Entstehung von Parkinson bestehen könnte. Ihre Hypothese: Zunächst induzieren Enterobakterien die Bildung von unlöslichem α-Synuclein im Darm und Synuclein-Aggregate werden im Blinddarm gelagert. Diese gelangen dann über den Vagusnerv ins Gehirn, wo sie sich weiter ausbreiten. Es sind jedoch weitere Studien mit größeren Teilnehmerzahlen erforderlich, um diese Theorie zu bestätigen.