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Medizin

Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der es zu gutartigen Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter kommt. Betroffen sind vor allem Organe im Bauch- und Beckenraum wie die Eierstöcke, der Darm oder das Bauchfell. In seltenen Fällen können die Wucherungen aber auch in weiter entfernten Organen wie der Lunge auftreten. Während die Erkrankung bei manchen Betroffenen symptomlos verläuft, leiden andere unter Schmerzen, die insbesondere vor und während der Menstruation ihren Hochpunkt erreichen.

Psychische Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen sind keine Seltenheit. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, dass diese nicht nur eine Folge der Beschwerden sind, sondern einen gemeinsamen Ursprung mit der Endometriose haben könnten. Darauf deuten die Ergebnisse einer genetischen Assoziationsstudie hin, in der die Autoren die Daten von 202.276 Frauen aus 18 Ländern analysierten.

Mehr als 200.000 Daten ausgewertet

Insgesamt litten 8.276 der Studienteilnehmerinnen an Endometriose; die restlichen 194.000 dienten als Kontrollgruppe. Bei der Auswertung der genetischen und medizinischen Daten berücksichtigten die Forschenden mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Body-Mass-Index, Einkommen, Bildung, mit chronischen Schmerzen verbundene Krankheitsbilder, Reizdarmsyndrom und psychische Komorbiditäten.

Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass Frauen mit Endometriose im Vergleich zur Kontrollgruppe häufiger auch an Depressionen (Odds Ratio; OR: 3,61), Essstörungen (OR: 2,94) und Angststörungen (OR: 2,61) litten. Ferner haben sie festgestellt, dass eine angeborene Anfälligkeit für Depressionen und Angststörungen mit einem erhöhten Endometriose-Risiko in Verbindung steht.

Ein Gen als Ursprung?

Auf der Suche nach einem gemeinsamen genetischen Ursprung sind die Studienautoren auf eine Region des DGKB-Gens gestoßen, das in den Fortpflanzungsorganen und in manchen Bereichen des Gehirns exprimiert wird. Mutationen in diesem Gen finden sich sowohl bei Frauen mit Endometriose als auch bei Patientinnen mit Depressionen. Das deutet darauf hin, dass dem Zusammenhang zwischen Endometriose und psychischen Problemen ein pleiotroper Mechanismus zugrunde liegt.