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Gynäkologie

Am 25. Juli feierte die Engländerin Louise Joy Brown ihren 45. Geburtstag. Als sie im Jahr 1987 das Licht der Welt erblickte, war das nicht nur für ihre Familie ein besonderes Ereignis. Sie war das erste mithilfe von In-vitro-Fertilisation gezeugte und geborene Baby. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als zehn Millionen andere „Retortenbabys“.

Die künstliche Befruchtung ermöglicht es Frauen, die nicht auf natürlichem Wege schwanger werden können, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Doch nicht alle Frauen, die eine Kinderwunschbehandlung beginnen, sind komplett bzw. dauerhaft unfruchtbar. Laut Definition spricht man von Unfruchtbarkeit, wenn eine Schwangerschaft bei einem heterosexuellen Paar trotz regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehres über zwölf Monate oder mehr ausbleibt. Rund jedes zweite Paar, dessen Kinderwunsch im ersten Jahr nicht in Erfüllung geht, erzielt jedoch im darauffolgenden Jahr eine Schwangerschaft.

Dass die Grenzen der Fruchtbarkeit in Wahrheit weiter gesteckt sind, zeigen auch die Ergebnisse einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse. Darin ist eine Forschungsgruppe vom University College London der Frage nachgegangen, wie viele Frauen nach einer erfolgreichen Kinderwunschbehandlung spontan schwanger werden.

Jede fünfte Frau bekommt ein weiteres Kind

Hierfür werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten von elf Studien zwischen 1980 und 2021 an insgesamt 5.180 Frauen aus. Die maximale Nachbeobachtungszeit betrug zwei bis fünfzehn Jahre. Dabei zeigte sich, dass rund 20 Prozent aller Frauen nach einer erfolgreichen Kinderwunschbehandlung binnen drei Jahren erneut Nachwuchs empfingen – diesmal auf natürlichem Wege.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine natürliche Schwangerschaft nach der Geburt eines Babys durch In-vitro-Fertilisation alles andere als selten ist. Dies steht im Gegensatz zu den weitverbreiteten Ansichten – von Frauen und Angehörigen der Gesundheitsberufe und denen, die häufig in den Medien geäußert werden – dass es sich um ein höchst unwahrscheinliches Ereignis handelt“, fasst Hauptautorin Dr. Annette Thwaites die Erkenntnisse aus der Studie in einer Pressemitteilung zusammen.