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Gynäkologie

Um Infektionen bei der Mutter zu vermeiden, empfehlen internationale Leitlinien die Gabe einer antimikrobiellen Prophylaxe 30 bis 120 Minuten vor einem Kaiserschnitt. Dadurch kommt der Nachwuchs bereits im Mutterleib mit Antibiotika in Kontakt.

In einer im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) durchgeführten Studie wurde nun untersucht, wie sich der Zeitpunkt der antimikrobiellen Infektions-Prophylaxe bei einer Kaiserschnitt-Geburt auf die Entwicklung der Darmflora von Neugeborenen auswirkt. Außerdem wurde auch einem möglichen Einfluss auf die Ausbildung antimikrobieller Resistenzen auf den Grund gegangen.

Unterschiede der Darmfloren untersucht

Hierzu entnahmen die Wissenschaftler Proben des Mekoniums sowie Stuhlproben der Säuglinge im Alter von einem Monat und einem Jahr. Mittels Gensequenzierung verglichen sie die mikrobielle Zusammensetzung der Proben von Säuglingen, deren Mütter vor dem Öffnen der Bauchdecke (n = 21) oder nach Abklemmen der Nabelschnur (n = 19) Antibiotika erhalten hatten. Anhand von Vorhersagemodellen wurde ermittelt, welche metabolischen Unterschiede der Darmfloren sich daraus ergeben.

Zeitpunkt ist entscheidend

„Unsere Studie zeigt, dass der Zeitpunkt der prophylaktischen Antibiotika-Gabe die Entwicklung der Darmflora – insbesondere das Vorherrschen bestimmter Bakteriengattungen und Stoffwechselwege – in Kindern im ersten Lebensjahr signifikant beeinflussen kann,“ fasst Studienleiter Prof. Christoph Härtel die Ergebnisse zusammen.

Weiterhin stellten die Studienautoren fest, dass Gene für Antibiotikaresistenzen bereits in den ersten Lebenstagen erworben wurden. Trotzdem konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Resistenzgenen und dem vorgeburtlichen Kontakt mit Antibiotika festgestellt werden.

„Das Vorhandensein von Resistenzgenen schon in den ersten Lebenstagen ist ein Warnsignal und weist darauf hin, dass ein früher Kontakt mit Antibiotika soweit als möglich vermieden werden sollte, um später notwendige antimikrobielle Therapien nicht durch bereits vorhandene Resistenzen zu gefährden,“ so Co-Studienleiter Prof. Jan Rupp.