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Medizin

Die Veranlagung, an Krebs zu erkranken, wird jedem Menschen mit dem Erbgut in die Wiege gelegt. Ob die Erkrankung tatsächlich ausbricht, hängt jedoch auch von externen Faktoren wie Umweltbedingungen oder Lebensstil ab. Das sogenannte Epigenom bildet hierbei die Schnittstelle zwischen genetischer Prädisposition und nicht-genetischen Einflussgrößen. Durch Markierungen am menschlichen Erbgut bestimmt es die Identität und Aktivität einer Zelle.

Eine wichtige Rolle spielt hierbei unter anderem die DNA-Methylierung. „Dabei handelt es sich um Markierungen an der DNA, die die Expression bestimmter Gene der Zelle erhöhen oder verringern und somit auch das Krebsrisiko beeinflussen“, erklärt Arbeitsgruppenleiter Prof. Martin Widschwendter. „Externe Faktoren, wie zum Beispiel Rauchen, die Ernährungsweise oder Hormone, aber auch Faktoren, denen wir als Embryo im Mutterleib ausgesetzt sind, oder auch die Alterung führen zu Veränderungen der DNA-Methylierung.“

Solche epigenetischen Fußabdrücke lassen sich mithilfe des neuartigen Tests für einzelne Krebsarten sichtbar machen. Der anhand der Testergebnisse berechnete WID-Index (“Women’s cancer risk IDentification”) gibt Auskunft über das individuelle Risiko, an der jeweiligen Krebsart zu erkranken.

Dem Krebs auf der Spur

Auf diese Weise untersuchte die Gruppe um Widschwendter 289 Frauen mit Eierstockkrebs, 727 Frauen mit Brustkrebs und 1.410 Frauen ohne Krebsdiagnose aus 15 europäischen Zentren. Die WID-Tests zur Analyse der epigenetischen Fußabdrücke für Brust- und Eierstockkrebs konnten die an Krebs erkrankten Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizieren.

Hierfür reichte bereits eine einzige Probe aus dem Gebärmutterhalsabstrich aus. Frauen mit dem höchsten WID-Score hatten im Vergleich zu Frauen mit dem niedrigsten WID-Score ein 26,3-fach bzw. 15,7-fach erhöhtes Risiko für eine Eierstock- bzw. Brustkrebsdiagnose.

Groß angelegte Studien sollen diese Einsichten nun bestätigen. Weitere Ergebnisse hinsichtlich der Eignung des WID-Tests zur Früherkennung von Gebärmutter- und Gebärmutterhalskrebs werden laut Studienautoren demnächst veröffentlicht. „Unsere WID-Tests verfolgen einen völlig neuartigen Ansatz und bewerten das individuelle Risiko für mehr als eine Krebsart, indem sie verschiedene epigenetische Fußabdrücke in einem einzigen Gebärmutterhalsabstrich untersuchen“, so Widschwendter.