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Pädiatrie

Ein Ergebnis des Reports: Rund die Hälfte der Kleinkinder erhält in den ersten beiden Lebensjahren alle von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen vollständig. Insgesamt umfasst die Liste bis zu diesem Alter 13 Impfungen gegen Masern, Keuchhusten und Co. Beim Vergleich der Geburtsjahrgänge zeigt sich: Der Anteil der Kinder, die gar keine empfohlene Impfung erhalten, sinkt – besonders bei der Impfung gegen Masern.

Kein negativer Pandemie-Effekt bei Kinderimpfungen

Insgesamt wurden 48,4 % der 2018 geborenen und bei der TK versicherten Kinder bis zum zweiten Geburtstag vollständig geimpft, weitere 48,3 % teilweise. Ihnen fehlte also mindestens eine Impfung bzw. Teilimpfung, Nur 3,2 % der Kinder wurden innerhalb der ersten zwei Lebensjahre gar nicht geimpft.

Weitere Erkenntnis: Das erste Pandemiejahr hatte keinen negativen Effekt auf die Impfquoten. Die Quoten der 2018 geborenen Kleinkinder sind mit denen der 2017 und 2016 geborenen vergleichbar. Die Quote der komplett ungeimpften Kinder ist leicht gesunken. Auch bei den U-Untersuchungen konnte in der Pandemie kein Rückgang festgestellt werden.

Durchimpfungsquote steigt

Für den Jahrgang 2019 liegen der TK wegen des mehrmonatigen Verzugs, mit dem die Abrechnungsdaten die Krankenkassen erreichen, nur die Daten der im ersten Halbjahr geborenen Kinder vollständig vor. Darin zeigt sich – trotz Pandemie – ein positiver Trend: Die Durchimpfungsquote stieg auf 51,9 %, die Quote der Ungeimpften sank weiter auf 2,8 %.

Auffällig ist laut Analyse die Entwicklung bei der Masernimpfung: Von den 2016 geborenen Kindern hatten 7,3 % bis zu ihrem zweiten Geburtstag keine der beiden für die Immunisierung nötigen Impfungen erhalten, von den 2018 geborenen 5,8 %, von den im ersten Halbjahr 2019 geborenen 4,7 %.

Arzneimittel bei Kindern – deutliche Rückgänge in der Pandemie

Der Report zeigt außerdem, welche Arzneimittel Kindern unter zwölf Jahren am häufigsten verschrieben werden. Zu den am häufigsten verordneten Wirkstoffen gehören unter anderem die Fieber- und Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol, Mittel gegen Erkältungen (Xylometazolin, Efeublätter, Ambroxol) und Mittel für den Knochenaufbau (Colecalciferol).

In den Daten macht sich ein deutlicher Coronaeffekt bemerkbar. So wurden TK-versicherten Kindern im ersten Pandemiejahr 2020 insgesamt fast 40 % weniger Arzneimittelpackungen verordnet. Beispiel Fieber- und Schmerzmittel: Bekamen vor der Pandemie noch 45 % der Kinder mindestens eine Verordnung über Schmerz- und Fiebermittel, waren es im ersten Pandemiejahr nur noch 29 %.

Mehr Kinder und Jugendliche mit Psychopharmaka-Verordnung

Ein weiteres Ergebnis beim Blick auf die Verordnungsdaten: Immer mehr Schulkinder und Jugendliche bekommen Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen verschrieben. Bei den 6- bis 11-Jährigen stieg der Anteil leicht von 2,3 % im Jahr 2017 auf 2,6 % im Jahr 2020, bei den 12- bis 17-Jährigen im selben Zeitraum von 3,5 % auf 4,3 %.

Am häufigsten werden Mittel zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) verordnet. Sie machen bei den 6- bis 11-Jährigen 83 % und bei den 12- bis 17-Jährigen 70 % der Psychopharmaka-Verordnungen aus. Von ADHS sind Jungen in beiden Altersgruppen deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Sie bekommen etwa dreimal so häufig ADHS-Mittel verordnet. Im Jahr 2020 bekamen 3,4 % der 6- bis 11-jährigen Jungen und 4,3 % der 12- bis 17-jährigen Jungen ADHS-Mittel verschrieben.

Mehr Antidepressiva für Teenager

Ein Anstieg ist bei den 12- bis 17-jährigen Mädchen bezüglich der Verordnungen von Antidepressiva zu beobachten: Im Jahr 2017 bekamen 1,1 % der TK-versicherten Mädchen ein entsprechendes Rezept, im Jahr 2020 1,6 %.

Methodik: Für die Auswertung der Impfraten wurden die 2016, 2017, 2018 und im ersten Halbjahr 2019 geborenen und durchgängig bei der TK versicherten Kinder in Bezug auf die 13 von der STIKO empfohlenen Impfungen untersucht. Dabei wurden die ersten neun Lebensquartale betrachtet. Bei der Auswertung der Arzneimittelverordnungen wurde vor dem Hintergrund der Coronapandemie von den kalendarischen Jahren abgewichen. Die Zeiträume umfassen jeweils die Monate März bis Ende Februar.