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Multiple Sklerose: Impfung gegen mutmaßlichen Auslöser in Sicht

von Melanie Söchtig

Labor
Foto: Gorodenkoff - stock.adobe.com

Schon seit geraumer Zeit steht das Epstein-Barr-Virus (EBV) im Verdacht, einer der Hauptauslöser von Multipler Sklerose zu sein.  Während sich die Indizien verdichten, erscheint ein Hoffnungsschimmer am Horizont: Die Entwicklung von Impfstoffen gegen EBV geht endlich in die nächste Runde.

Fast alle Menschen (> 90 %) infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit EBV – meist ohne Folgen. Doch die Infektion kann auch gesundheitliche Probleme nach sich ziehen. Hierzu zählt neben bestimmten Krebserkrankungen auch die infektiöse Mononukleose. Die landläufig unter dem Begriff „Pfeiffer’sches Drüsenfieber“ kursierende Krankheit betrifft vor allem Jugendliche bzw. junge Erwachsene. Sie ist ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung von Multipler Sklerose.

Doch gibt es auch einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen einer EBV-Infektion und dem Auftreten von Multipler Sklerose? Dieser Frage sind Forschende jetzt im Rahmen einer großen Fall-Kontroll-Studie auf den Grund gegangen.

EBV-Infektion erhöht Krankheitsrisiko

Hierfür haben sie die Daten von mehr als zehn Millionen Angehörigen des US-Militärdiensts über einen Zeitraum von 20 Jahren (1993-2013) ausgewertet. Im Verlauf ihrer Dienstzeit waren 955 Personen der Kohorte an Multipler Sklerose erkrankt. Mit einer Ausnahme waren alle der 801 Betroffenen, von denen Serumproben vorlagen, positiv auf EBV getestet worden.

Die Forschenden stellten fest, dass das Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken, nach einer EBV-Infektion um das 32-Fache erhöht war. Zudem verzeichneten sie einen Anstieg der Serumspiegel der Neurofilament-Leichtkette, eines Biomarkers für Nervendegeneration, ausschließlich nach einer EBV-Serokonversion. Diese Ergebnisse ließen sich laut Studienautoren nicht anhand anderer bekannter  Risikofaktoren erklären, weshalb sie ihrer Ansicht nach auf EBV als Hauptauslöser der Multiplen Sklerose hindeuten.

Virus nicht zwingend die Ursache

Etwas mehr Zurückhaltung bei der Einordnung der Studienergebnisse lässt Prof. Wolfgang Hammerschmidt von Helmholtz Munich und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) walten. „Die Studie macht es sehr wahrscheinlich, dass eine EBV-Infektion Voraussetzung für Multiple Sklerose ist. Das heißt aber noch nicht, dass es die Ursache ist.“ Nichtsdestotrotz steht auch für Hammerschmidt fest: „Ein Impfstoff gegen EBV wäre von großer Bedeutung im Hinblick auf verschiedene Krankheiten – Multiple Sklerose ebenso wie das Pfeiffer’sche Drüsenfieber.“

Aktuell gibt es noch keine zugelassenen EBV-Impfstoffe. Doch Hammerschmidt ist zuversichtlich: „Wir haben jetzt einen Impfstoffkandidaten, für den der qualitätsgesicherte Herstellungsprozess aktuell optimiert wird.“ Das ist die Vorstufe zu weiteren Arbeiten, die im Wesentlichen dazu dienen, den komplett entwickelten und sicher hergestellten Impfstoff in klinischen Prüfungen zu testen. „Wir denken, dass wir diesen Punkt 2023 erreichen werden.“ Ein weiterer Impfstoffkandidat wird derzeit bereits in einer klinischen Studie an gesunden Erwachsenen getestet.

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Author's imageIlias TsimpoulisChief Medical Officer bei Doctolib
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