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Pädiatrie

Als wichtigster Taktgeber unserer „inneren Uhr“ steuert der Nucleus suprachiasmaticus die tageszeitabhängige Ausschüttung von Melatonin. Seine Funktion wird durch Licht, das auf die Netzhaut trifft, moduliert. Im Vergleich zu den Augen von Erwachsenen haben Kinderaugen größere Pupillen und transparentere Linsen, was sie durchlässiger für Licht macht.

Melatonin-Ausschüttung bei Kindern

Deshalb ist das Forscherteam um Monique LeBourgeois jetzt der Frage nachgegangen, wie stark die Melatonin-Ausschüttung bei Kindern im Vorschulalter von der Lichteinwirkung vor dem Schlafengehen beeinflusst wird. In die Studie wurden 36 gesunde Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren eingeschlossen. Acht Tage lang wurden Informationen zu Schlaf und Lichtexposition mittels eines Messgerätes am Handgelenk aufgezeichnet.

In den ersten sieben Tagen sollten die Eltern dafür sorgen, dass die Kinder einen festen Schlafplan einhielten, um einen gleichmäßigen Anstieg der Melatoninspiegel am Abend zu erreichen und so die innere Uhr zu normalisieren. Im Anschluss daran verbrachten die Kinder eine Nacht in einem kontrolliert abgedunkelten Raum (ca. 1,5 Lux). Um die individuellen Basis-Melatoninspiegel zu bestimmen, entnahmen die Forschenden jedem Kind ab dem frühen Nachmittag bis zum Schlafengehen jede halbe Stunde eine Speichelprobe.

Licht an – Melatoninproduktion aus?

Am letzten Tag der Studie durften die Kinder in der Stunde vor dem Schlafengehen Spiele auf einem Leuchttisch spielen. Die Lichtintensität, der sie dabei ausgesetzt waren, reichte von fünf bis 5.000 Lux. In der Folge verzeichneten die Studienautoren einen Abfall der Melatoninausschüttung zwischen 70 und 99 Prozent im Vergleich zur vorangegangenen Nacht. Dieser Effekt war – anders als dies bei Erwachsenen der Fall ist – scheinbar unabhängig von der Intensität des Lichts.

Selbst bei einer Intensität zwischen fünf und 40 Lux, was viel schwächer ist als typisches Raumlicht, fiel die Ausschüttung von Melatonin im Durchschnitt um 78 Prozent ab. Bei mehr als der Hälfte der Kinder hatten sich die Melatoninspiegel auch 50 Minuten nachdem das Licht erloschen war noch nicht normalisiert.

„Kinder sind nicht nur kleine Erwachsene“, so LeBourgeois. Die erhöhte Lichtempfindlichkeit könne Vorschulkinder noch anfälliger für Störungen des Schlafrhythmus und des zirkadianen Systems machen. Um gute Schlafgewohnheiten zu fördern, sollten Eltern darauf achten, dass ihre Kinder vor dem Schlafengehen möglichst wenig Licht ausgesetzt sind. Hierfür ist es auch wichtig, elektronische Geräte mit Bildschirmen rechtzeitig auszuschalten. Ein Tablet, das in einem dunklen Raum 30 cm von den Augen entfernt gehalten wird, leuchtet beispielweise mit einer Intensität von bis zu 100 Lux.

Die komplette Studie der University of Colorado Boulder finden Sie unter diesem Link:

Even minor exposure to light before bedtime may disrupt a preschooler’s sleep