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Medizin

Über die prognostischen Auswirkungen von ehelichem Stress auf die Gesundheit bei jüngeren Menschen, die einen Herzinfarkt überlebt haben, ist bisher wenig bekannt. Um dies zu untersuchen, nahmen Forscher eine Subanalyse der Studie „Variation in Recovery: Role of Gender on Outcomes of Young AMI Patients“ (VIRGO) vor.

Die Qualität der Partnerschaft ist entscheidend

Die Studie schloss insgesamt 1.593 Erwachsene ein, darunter 1.020 Frauen (64 %) in einem Alter von 55 Jahren oder jünger. Alle Probanden waren in Krankenhäusern in 30 US-Bundesstaaten wegen eines Herzinfarkts behandelt worden.

Da explizit mehr Daten von Frauen gesammelt werden sollten, lag das Verhältnis Frauen zu Männer bei 2:1. Für die Subanalyse wurden nur die Daten von Patienten untersucht, die sich in einer festen Partnerschaft befanden. Verheiratet oder mit einem Partner zusammenlebend waren 126 der Patienten.

Den Stressfaktor in der Ehe oder Partnerschaft bewerteten die Wissenschaftler anhand der Stockholm Marital Stress Scale. Die Patienten beantworteten 17 Fragen speziell zu der Qualität ihrer emotionalen und sexuellen Beziehungen in ihrer Partnerschaft.

In der weiteren Analyse teilten die Forscher alle Teilnehmer, in Abhängigkeit ihres Beziehungs-Stresslevels, in drei Gruppen ein:

  1. leichter oder nicht vorhandener Stress,
  2. mäßiger und
  3. hochgradiger Stress.

Ein Jahr nach ihrem Herzinfarkt beantworteten die Patienten erneut Fragen zu ihrem Gesundheitsstatus und ihrer Lebensqualität. Dabei erfassten die Wissenschaftler auch depressive- und Angina-Symptome. Zudem wurde die Zahl der stationären Klinikaufenthalte registriert.

Frauen sind stärker beeinträchtigt im Vergleich zu Männern

Die Ergebnisse waren eindeutig: Patienten mit einem hohen Stressfaktor in der Partnerschaft wiesen eine schlechtere seelische und körperliche Gesundheit sowie eine schlechtere allgemeine und kardiovaskuläre Lebensqualität auf als Patienten, die ein Jahr nach ihrem Infarkt über eine gute Beziehung oder nur leichten ehelichen Stress berichteten.

Zudem zeigten Betroffene mit hohem Stressfaktor häufiger Symptome einer Angina pectoris und hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, erneut stationär eingeliefert zu werden. Diese Ergebnisse blieben auch nach statistischer Anpassung für Alter, Geschlecht, Basisgesundheitszustand, Bildungs- und Einkommensniveau unverändert.

In der Kohorte gaben insgesamt mehr Frauen als Männer an, einem schweren ehelichen Stress ausgesetzt zu sein (39 % gegenüber 30 %; p=0,001).

Hinterfragen Sie bei jedem Patienten den Stresslevel

Ärztinnen und Ärzte sollten darauf achten, bei Nachuntersuchungen den Alltagsstress von Patienten zu hinterfragen. Wenn notwendig, sollten sie Patienten auf Therapieangebote hinweisen, die ihnen bei der Stress-Bewältigung helfen.

Quelle: Zhu C et al. American Heart Association (AHA) 2022, 5. bis 7. November 2022, Chicago