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Medizin

Wie stark sind die Schmerzen bei Wöchnerinnen nach einer Kaiserschnittgeburt? Antworten auf diese Frage liefert eine Studie der Unikliniken Bonn und Jena. Sie wurde im Rahmen des Schmerzregisters „Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie (QUIPS)“ durchgeführt. Die Ergebnisse basieren auf den Angaben von knapp 12.000 Patientinnen aus 27 deutschen Geburtskliniken, die zwischen 2010 und 2020 ein Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht hatten.

Die Teilnehmerinnen wurden am Tag nach dem Kaiserschnitt zu ihrem Befinden befragt. Auf einer numerischen Rating-Skala (NRS) von 0 bis 10 (0=kein, 10=stärkster Schmerz) gaben sie im Median eine Schmerzintensität von 7 an. „Dieser Wert liegt erheblich über den Beschwerden, die nach vergleichbar großen Eingriffen wie Gebärmutter- oder Gallenblasenoperationen berichtet werden“, erklärte Studienleiter Dr. Jorge Jiménez Cruz vom Universitätsklinikum Bonn in einer Pressemitteilung.

Dabei litt mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen (53,9 %) sogar unter starken Schmerzen (NRS ≥ 7). Weiterhin berichteten die Wöchnerinnen von erheblichen Beeinträchtigungen ihrer Stimmung, Mobilität und Atmung sowie ihres Schlafes durch die Schmerzen. Starke Schmerzen waren darüber hinaus mit mehr Schwindel, Übelkeit und Müdigkeit assoziiert. Trotzdem erhielten nur etwa zwölf Prozent der Befragten eine PCA-Pumpe (PCA = Patient-Controlled Analgesia), mit der sie die Gabe von Schmerzmitteln selbst steuern konnten.

Studie offenbart Handlungsbedarf

Frauen mit starken Schmerzen waren im Vergleich zu den anderen signifikant weniger zufrieden mit der Schmerztherapie. So gaben sie dreimal so häufig an, dass sie sich mehr Schmerzmittel gewünscht hätten, als sie bekommen haben, im Vergleich zu Frauen mit weniger starken oder keinen Schmerzen. „Es sind also nicht, wie manchmal behauptet, die Frauen, die die Schmerztherapie ablehnen“, betonte die Erstautorin Dr. Norah Emrich.

Frauen mit chronischen Schmerzen, die bereits vor dem Eingriff bestanden, entwickelten nach dem Kaiserschnitt signifikant häufiger starke Schmerzen als solche, bei denen dies nicht der Fall war (68,5 % vs. 53,3 %). Einen positiven Einfluss auf das Schmerzerleben hatten neben dem Einsatz einer PCA-Pumpe auch Ablenkung, Entspannung, Mobilisation, Gespräche und eine stationäre Schmerzerfassung.

„Eine adäquate Schmerzbehandlung basierend auf medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien sollte integraler Bestandteil der Versorgung bei Kaiserschnitten sein und nun endlich mit höchster Priorität umgesetzt werden“, forderte Prof. Winfried Meißner vom Universitätsklinikum Jena, Koordinator des QUIPS-Schmerzregisters.