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Medizin

Selbst bei Erwachsenen in Deutschland ist der Wissensstand zu Geschlechtserkrankungen wie sexuell übertragbarer Infektionen (STI) ungenügend. Das zeigen Ergebnisse der Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GeSiD)“.  Auch die steigenden Infektionsraten in den letzten Jahren machen deutlich, dass hier immer noch ein hoher Aufklärungsbedarf besteht.

Das Risiko einer Infektion kann durch einen verantwortungsvollen Umgang mit sexueller Aktivität sowie – im Fall von wechselnden Sexualpartnern – durch regelmäßige Testungen gesenkt werden. „Aus medizinischer Sicht ist es empfohlen, Tests auf STI mit einer ärztlichen Beratung zu verbinden, damit persönliche Risiken – auch für die Zukunft – genauer eingeschätzt werden können“, so Dr. Klaus Doubek, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte (BVF). „Außerdem kann eine notwendige und zielführende Behandlung rasch eingeleitet werden.“ Da Reinfektionen ein großes Problem bei STI sind, sollten immer auch die Sexualpartner der Betroffenen mitbehandelt werden.

Jährlicher Chlamydien-Test für Frauen unter 25 Jahren

Chlamydien sind insbesondere unter den sexuell aktiven jugendlichen Frauen weit verbreitet. Die Infektionsraten erreichen in dieser Personengruppe bis zu 13 Prozent. Unbehandelt kann eine Chlamydien-Infektion bei Frauen schwere Folgeerkrankungen wie Sterilität, chronische Unterbauchschmerzen, Schwangerschaftskomplikationen und Unfruchtbarkeit nach sich ziehen. Bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für einen jährlichen Chlamydien-Früherkennungstest bei beschwerdefreien Frauen.

„Chlamydien-Erkrankungen verursachen Entzündungen, sie können mit Ausfluss und Schmerzen bemerkt werden, häufig verlaufen sie bei Frauen aber symptomfrei. Infektionen bei Männern machen sich häufig als Harnröhrenentzündung mit Druckgefühl, Schmerzen und Brennen bemerkbar“, erklärt Doubek. „Eine akute Infektion ist gut und sicher mit Antibiotika zu therapieren, Folgeerkrankungen können großenteils verhindert werden.“ Im Fall einer diagnostizierten Infektion sollten die Sexualpartner der letzten 60 Tage mitbehandelt werden, um eine gegenseitige Ansteckung zu vermeiden.

Spezielle Beratungsangebote als Grundstein für Prävention

Voraussetzung für ein erfülltes Sexualleben ist ein positiver, selbstbestimmter und verantwortungsvoller Umgang mit der sexuellen Gesundheit. Gynäkologinnen und Gynäkologen können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. „Mit speziell auf Jugendliche ausgerichteten Beratungsangeboten wie beispielsweise der Mädchensprechstunde kann durch einfühlsame und kompetente Beratung der Grundstein für Prävention in diesem Themenfeld gelegt werden“, sagt Doubek. „Wichtig ist aufzuzeigen, dass es durch ärztliche Betreuung immer einen Weg gibt, gynäkologische Probleme anzugehen, sei es bei Erkrankungssymptomen im Genitalbereich, bei Menstruationsbeschwerden, bei Verhütungspannen, oder auch dem Verdacht auf eine Schwangerschaft.“