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Medizin

Laut WHO zählt Asthma mit geschätzten 235 Millionen Betroffenen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. In Deutschland ist die Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2013 und 2019 um 28 Prozent zurückgegangen. Das berichtete das Zentralinstitut der Kassenärztlichen Versorgung letzten Herbst.

Allergisches Asthma bronchiale ist die häufigste Asthma Form. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch eine chronische Entzündung der Atemwege und eine bronchiale Hyperreagibilität gegenüber verschiedenen, inhalativen Reizen. Das Erscheinungsbild ist unterschiedlich ausgeprägt.

Mangel an Vitamin D3 kann Asthmasymptome verstärken

Frühere Studien belegten, dass ein Mangel an Vitamin D3 (Cholecalciferol) bei Patienten mit allergischem Asthma unter anderem zu schwereren Asthma Symptomen, wie häufigeren Exazerbationen, führen kann. Bisher war allerdings unklar, auf welche immunregulatorische Weise Vitamin D3 darauf Einfluss nimmt. Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Dr. Susetta Finotto von der Molekular-Pneumologischen-Abteilung am Universitätsklinikums Erlangen und die Doktorandin Janina Grund haben untersucht, wie Vitamin D3 die zelluläre Entzündungsreaktion bei allergischem Asthma beeinflusst. Die Ergebnisse ihrer Studie haben sie kürzlich im Journal of Allergy and Clinical Immunology: Global veröffentlicht.

Das Team hat dazu Daten aus zwei Studien ausgewertet, die das Klinikum Erlangen durchgeführt hatte. Zum einen aus der Europäischen PreDicta-Studie (Postinfectious immune reprogramming and its association with persistence and chronicity of respiratory allergic diseases), die gesunde und asthmatische Vorschulkinder im Alter von 4 bis 6 Jahren untersucht hat.

Zum anderen aus der AZCRA-Studie (Investigation of the role of cytokines, chemokines, and their receptors in the inflammatory process in asthma patients), in der erwachsenen Asthmapatienten und Kontrollpatienten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren untersucht wurden.

Die Wissenschaftler teilten die asthmatischen Vorschulkinder und Erwachsenen in zwei Untergruppen ein. Eine mit und eine ohne Vitamin D3 Supplementierung. Sie nahmen allen Probanden Blut ab und untersuchten die Lungenfunktion mittels Spirometrie. Außerdem analysierten sie den Schweregrad des Asthmas, das Auftreten von Symptomen und die Symptomkontrolle, die tägliche Einnahme von Steroiden und wie stark die Probanden in ihren Aktivitäten beeinträchtigt waren.

Weniger Steroide durch Vitamin D3 Nahrungsergänzung

Dabei zeigte sich, dass diejenigen Kinder und Erwachsenen mit Asthma, die Vitamin D3 einnahmen, weniger schwere Asthmasymptome aufwiesen. Sie benötigten auch weniger inhalative Steroide. Im Blut der Probanden, die einen höheren Vitamin D3 Serumspiegel aufwiesen, war das Protein Blimp-1 vermehrt, das die Immunantwort der T-Helferzellen reguliert.

An Mäusen untersuchte Janina Grund auf welche pathophysiologische Weise sich die Gabe von Vitamin D3 auf die Immunantwort auswirkt. Auch bei den Mäusen, die Vitamin D3 bekamen, war das Asthma weniger schwer. In ihrem Blut wiesen sie weniger IgE Antikörper auf. Zusätzliche Gaben von Vitamin D3 führten zu einer antientzündlichen Reaktion des Immunsystems durch den Botenstoff IL-10 und Blimp-1 bildende Zellen. Außerdem entdeckten die Wissenschaftler, dass das Vitamin eine Wirkung auf Zellen hatte, die die langfristige Immunantwort bei Asthma wesentlich beeinflussen.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines ausreichenden VitD3-Serumspiegels bei Asthmapatienten und bieten eine neue Perspektive auf die immunregulatorische Rolle von VitD3 bei allergischem Asthma. Wir zeigen den potenziellen zusätzlichen therapeutischen Nutzen von VitD3 für Patienten mit allergeninduziertem Asthma. Weitere Studien sind erforderlich, um die beteiligten Signalwege zu klären, damit wir eindeutige potenzielle therapeutische Empfehlungen geben können“, schlussfolgert Janina Grund.