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Medizin

Die Auswahl in einem durchschnittlichen deutschen Supermarkt ist enorm: Über 10.000 verschiedene Lebensmittelprodukte, darunter rund 400 allein in der Wurst- und Fleischtheke sowie 200 Brotartikel. Um beim Einkaufen differenzierte Entscheidungen treffen zu können, braucht es fundiertes Fachwissen – oder eine gute Intuition.

Über letztere scheinen viele Jugendliche heutzutage zu verfügen. Darauf deuten die Ergebnisse der im „Journal of Experimental Psychology: Applied“ veröffentlichten Studie hin. Ziel war es, die Lebensmittelwahrnehmung von 36 Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren mit denen von 68 Lebensmittelexperten zu vergleichen. Eine dritte Gruppe bestand aus jungen Erwachsenen mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren. Die Teilnehmenden wurden gebeten, 43 Lebensmittel im Hinblick auf 17 Merkmale (u.a. Fett-, Zucker- und Proteingehalt, Ursprung, Verpackung) zu bewerten. Außerdem wurde abgefragt, als wie gesund sie das jeweilige Produkt einstufen.

Einstimmiger Beschluss: Natürlich ist gesund

Dabei stellte sich heraus, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene teilweise an den gleichen Merkmalen orientieren wie Lebensmittelexperten. „Für alle Gruppen war ein zentraler Faktor bei der Wahrnehmung der Lebensmittel, wie natürlich sie sind“, so Studienleiter Thorsten Pachur. „Lebensmittel, die wenig verpackt waren, wenig Zusatzstoffe enthielten und kaum verarbeitet waren, wurden als ähnlich und zusammengehörig wahrgenommen“. Die Natürlichkeit war zudem zentral bei der Beurteilung, wie gesund die Lebensmittel sind.

Eine Besonderheit in der Gruppe der Jugendlichen war die Einschätzung, dass süße Lebensmittel allgemein weniger gesund sind als salzige. In den anderen Teilnehmergruppen wurde die Wahrnehmung dahingegen mehr durch Inhaltsstoffe wie Cholesterin, Fett und Proteine bestimmt.

Orangensaft und Fischstäbchen sorgen für Zwiespalt

Äpfel, Wasser, Bananen und Milch wurden einstimmig von allen drei Gruppen als sehr gesund bewertet. Sonnengetrocknete Tomaten und Müsliriegel lagen im mittleren Bereich und Schokoladenriegel bildeten das Schlusslicht. Doch es gab auch Diskrepanzen zwischen den Gruppen. So wurden einzelne Lebensmittel wie Orangensaft oder Fischstäbchen von den Jugendlichen deutlich gesünder eingeschätzt als von den Experten.

Während unter den Lebensmittelexperten bei der Beurteilung meist Einigkeit herrschte, gab es bei den Jugendlichen eine erhebliche Streuung. Das deutet darauf hin, dass ein Teil der Jugendlichen bei einigen Antworten raten musste. Große Unterschiede offenbarten sich beispielweise bei der Einschätzung von Lachs und Ketchup sowie dem Gehalt an „guten“ Fetten, Ballaststoffen oder Cholesterin.