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Medizin

Bereits Spuren von Erdnüssen können bei Menschen mit Erdnussallergie einen anaphylaktischen Schock auslösen. Während für Kinder und Jugendliche ab vier Jahren die Möglichkeit einer Desensibilisierung mittels oraler Immuntherapie besteht, ist diese Behandlungsform für jüngere Betroffene nicht zugelassen.

Die Ergebnisse einer internationalen Studie deuten darauf hin, dass Kleinkinder mit Erdnussallergie stattdessen von einer epikutanen Immuntherapie profitieren könnten. Dabei wurde den Probanden einmal täglich über ein Jahr ein mit Erdnussallergen-beschichtetes Pflaster oder ein Placebo-Pflaster auf die Haut zwischen den Schulterblättern geklebt. Insgesamt nahmen 307 Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren bis zum Schluss an der Studie teil. Die Studie wurde an 51 Standorten in acht Ländern durchgeführt.

Schwelle für allergische Reaktion angehoben

Anfänglich reagierten alle Kinder auf eine Dosis von 300 mg Erdnussprotein oder weniger allergisch. Dies entspricht in etwa der Menge, die in einer einzelnen Erdnuss enthalten ist. Primärer Endpunkt der Studie war eine Erhöhung der Dosis, die eine allergische Reaktion auslöst. Bei Kindern mit einer ursprünglichen Auslöserdosis von mehr als 10 mg lag das Ziel bei 1.000 mg, bei Kindern, die initial auf 10 mg oder weniger allergisch reagierten, sollte die Schwelle auf 300 mg gehoben werden.

In der Verumgruppe erreichten 67 Prozent der Teilnehmenden dieses Ziel, während es in der Placebogruppe nur 33,5 Prozent waren. Bei Kindern, die das Pflaster mit Erdnussprotein erhielten, veränderte sich die Auslöserdosis nach zwölf Monaten im Median um 900 mg (Äquivalent zu drei Erdnüssen). Unter Placebo verzeichneten die Studienautoren hingegen keine Veränderung (0 %). Darüber hinaus war es 37 Prozent der Kinder in der Verumgruppe zum Studienende möglich, eine Gesamtmenge von 3.444 mg Erdnussprotein zu verzehren, bis eine allergische Reaktion auftrat. In der Placebogruppe erreichten nur 10 Prozent dieses Ziel.

Nebenwirkungen sind überschaubar

Bei fast allen Kindern in der Verum- sowie Placebogruppe traten im Studienzeitraum unerwünschte Ereignisse auf. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Hautreaktionen auf das Pflaster, die jedoch mit der Zeit abnahmen. Systemisch-allergische Reaktionen wurden bei 19 Kindern in der Verumgruppe sowie vier Kindern in der Placebogruppe beobachtet. Nach Einschätzung der Studienärzte waren lediglich 1,6 Prozent der Anaphylaxien in der Verumgruppe auf die Behandlung mit dem Erdnusspflaster zurückzuführen. Die Reaktionen fielen mild bis moderat aus.

„Die Studie gibt Hoffnung für Kleinkinder mit Erdnussallergie und für ihre Familien. Die Pflasterbehandlung hat sich als wirksam und sicher erwiesen“, erklärte Mitautorin PD Dr. Katharina Blümchen aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt in einer Pressemitteilung. „In einer weiteren Studie wird nun die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil des Pflasters bei vier- bis siebenjährigen Erdnussallergikern untersucht.“