Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Buchhaltung

Für die Zi-Erhebung „Besondere Kosten im Praxismanagement“ wurden Praxen der vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung zu Kosten und Zeitaufwand befragt, die für das Terminmanagement, die IT und die DSGVO sowie im Zusammenhang mit Lieferengpässen von Arzneimitteln und während der anhaltenden Covid-19-Pandemie angefallen sind. Ergebnis:  In allen Bereichen sind in allen drei Versorgungsbereichen (hausärztliche, fachärztliche, psychotherapeutische Versorgung) entweder signifikante Kosten, ein hoher zeitlicher Aufwand oder beides angefallen.

Soviel Geld mussten niedergelassene Ärzte zusätzlich in die Hand nehmen

Corona: In Arztpraxen aller Fachrichtungen kam es durch die Covid-19-Pandemie zu einem deutlichen Patientenrückgang. Rund 70% der Arztpraxen berichten von einem Patientenrückgang von im Mittel 20%. Auf der anderen Seite ist bei den Praxen hoher Aufwand für zusätzliche Hygiene-Maßnahmen entstanden: Bislang hat jede Praxis im Mittel mehr als 1.300 Euro für persönliche Schutzausrüstung und weitere Hygienemaßnahmen wie Plexiglastrennwände zum Infektionsschutz gegen die COVID-19-Pandemie aufgewendet.

Die erweiterten Hygienemaßnahmen haben die gewohnten Arbeitsabläufe im Praxisalltag in knapp 90 Prozent aller Praxen verändert. Dies war insgesamt mit über sechs Stunden durchschnittlicher wöchentlicher Mehrarbeit verbunden. Belastet wurden dadurch vor allem die Praxisinhaber: 43% der Praxen nahm Anpassungen beim Personaleinsatz vor, knapp jede Dritte befragte Praxis reduzierte die Arbeitszeit des Praxispersonals. Ärztinnen und Ärzte arbeiteten jedoch während der Corona-Pandemie pro Woche durchschnittlich zwei Stunden länger.

Die Folgen der DSGVO

Zur Umsetzung der DSGVO mussten Praxen 2018 im Schnitt insgesamt 2.487 Euro für Maßnahmen aufwenden. 2019 sind diese Aufwendungen um rund 18 Prozent auf 2.932 Euro gestiegen. Insgesamt schlugen die Kosten für IT in den Praxen 2019 mit rund 6.000 Euro pro Jahr zu Buche, die Steigerung betrug hier 60 Prozent gegenüber 2017.

Dazu kamen noch Kosten für Datenschutzbeauftragte: In knapp 30% der Praxen fielen Aufwendungen von im Durchschnitt 1.591 Euro für externe Datenschutzbeauftragte oder Fort- und Weiterbildungen der internen Datenschutzbeauftragten an. Besonders von diesen Aufwendungen betroffen waren Haus- und Facharztpraxen mit 1.806 bzw. 1695 Euro. Psychotherapeutische Praxen wendeten im Durchschnitt etwas niedrigere 1.173 Euro auf.

IT und Terminmanagement

Für das Terminmanagement sind den Praxen – vor allem mit den Regelungen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) seit Mai 2019 – Aufwendungen für IT und Mitarbeiterschulung zur Terminvergabe in Höhe von 885 Euro entstanden. Dabei verursachten kurzfristig nicht wahrgenommene Termine Ausfälle, insbesondere in der fachärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung, deren entgangene Honorare auf durchschnittlich rund 3.500 Euro im vergangenen Jahr geschätzt werden.

Einen Großteil der IT-Kosten verursachen Praxisverwaltungssysteme. Mit durchschnittlich EUR 3.051 in 2019 hat das PVS einen Anteil von rund 50% an den IT-Kosten. Die Anteile der Kosten des Praxisverwaltungssystems an den IT-Gesamtkosten liegen über die Versorgungsbereiche und erhobenen Jahre 2017, 2018 und 2019 sehr konstant zwischen 40% und 60%, die absoluten Kosten sind jedoch für Haus- und Facharztpraxen entsprechend höher und für Psychotherapeuten entsprechend niedriger.

Budgets auf Kante genäht

 „Die deutlichen Mehrkosten, die die Vertragsärzte und Psychotherapeuten durch das COVID-19-Pandemiemanagement sowie die Umsetzung von TSVG, DSGVO und anderen gesetzlichen Vorgaben schultern müssen, belasten den ambulanten Bereich in einer Zeit, in der viele Praxen am Anschlag arbeiten und die Budgets auf Kante genäht sind. Alleine diese zusätzlichen Kostenbelastungen sind geeignet, die für 2020 vereinbarte Preisanpassung für ärztliche Leistungen von 1,5 Prozent oder rechnerisch 3.900 Euro pro Praxis weitestgehend zu absorbieren – sofern diese Zahlungen bei pandemiebedingt rückläufigen Fallzahlen in den Praxen überhaupt ankommen. Damit sind etwa steigende Personalkosten der Praxen noch gar nicht berücksichtigt. Zum Vergleich: Die Kliniken haben gerade erst ein vier Milliarden schweres Gesetzespaket zur Finanzierung von IT-Kosten zugestellt bekommen, obwohl die Niedergelassenen die Hauptlast der Versorgung während der Corona-Pandemie tragen. Wer den ambulanten Schutzwall lobt, sollte die Mehraufwendungen der Praxen auch vollständig vergüten“, forderte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Lieferengpässe bei Medikamenten

Die Ergebnisse der Zi-Erhebung zeigen außerdem, dass über 80 Prozent der befragten Praxen von Lieferengpässen von Arzneimitteln betroffen waren, besonders in der hausärztliche Versorgung. Im Durchschnitt mussten bei 138 Patienten im ersten Quartal 2020 Arzneimittelverordnungen aufgrund von Lieferengpässen geändert oder neu ausgestellt werden. „Lieferengpässe bei Arzneimitteln betreffen demnach fast ein Viertel der Patienten mit einer Verordnung in den Hausarztpraxen. Für die Praxen bedeutet das einen Mehraufwand von rund vier Stunden pro Woche für die Suche nach geeigneten Alternativpräparaten oder die Medikationsumstellung. Aber auch für Patienten kann dies unerfreuliche Konsequenzen haben. Die teilnehmenden Praxen berichten, dass in etwa 10 Prozent der Lieferengpässe das Therapieziel nicht erreicht werden konnte“, sagte von Stillfried. Über 90 Prozent der an der Zi-Erhebung teilnehmenden Hausarztpraxen berichten zudem über Lieferengpässe bei Impfstoffen und über einen zusätzlichen Zeitaufwand von 2,3 Stunden pro Woche.

Im Erhebungszeitraum vom 2. Juli 2020 bis 31. August 2020 haben knapp 1.900 Praxen an der Online-Befragung teilgenommen. Das komplette Zi-Paper „Besondere Kosten im Praxismanagement“ finden Sie hier:
https://www.zi.de/fileadmin/images/content/Publikationen/Zi-Paper_15-2020_Erhebung_Praxismanagement.pdf