Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Wie kann ich meine Infektpatienten effektiv und zeitsparend in deren häuslichem Umfeld betreuen?“ Vor dieser Frage stehen in diesen Tagen viele Arztpraxen, die in der COVID-19-Pandemie Infektpatienten von den übrigen Patienten strikt trennen. Digitale Monitoring-Systeme können hier helfen: Patientinnen und Patienten dokumentieren regelmäßig ihre Symptome, das behandelnde ärztliche Personal erhält einen schnellen Überblick, um in Einzelfällen rasch weitere Entscheidungen treffen zu können. Welches System gegenüber der sonst üblichen telefonischen Betreuung aber wirklich Zeit spart und die Behandlung effektiv unterstützt, ist bisher nicht bekannt.

Studie zum digitalen Monitoring von Infektpatienten im Oktober gestartet

Vor diesem Hintergrund hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) Ende Oktober 2020 eine wissenschaftliche Studie zum digitalen Monitoring von Infektpatienten in der ambulanten Versorgung gestartet. Über eine Wettbewerbsbekanntmachung im EU-Amtsblatt hat das Zi digitale Lösungen zum Remote Patient Monitoring (RPM) gesucht, die ein vorgegebenes Anforderungsprofil erfüllen. Dabei ist die Wahl auf zwei Systeme gefallen: Das Zi wird in der Studie Medopad und SaniQ Infekt sowohl miteinander als auch mit der bisher praktizierten Versorgung von Infektpatienten vergleichen. Beide Anwendungen sind bereits am Markt etabliert und werden den an der Studie teilnehmenden Praxen inklusive Schulung frei zur Verfügung gestellt.

120 Arztpraxen für die Teilnahme gesucht

Insgesamt werden bis zu 120 teilnahmebereite Praxen für die Studie gesucht. „Natürlich wissen wir, dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Hochphase der COVID-19-Pandemie besonders gefordert sind. Aber genau hier setzen RPM-Lösungen ja an: Sie tragen dazu bei, dass Arztpraxen künftig bei der Betreuung von Infektpatienten zeitlich entlastet werden. Zur Minimierung von Ansteckungsrisiken können die Patientinnen und Patienten in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung versorgt werden. Was wir den niedergelassenen Ärzten mit der Studie an die Hand geben wollen, ist eine wissenschaftlich belegte Empfehlung, was sich im Alltag als effektiv und effizient erwiesen hat. Am Ende sollten die Anforderungen belegt sein, die ein effektives RPM-Verfahren erfüllen muss. Auf dieser Grundlage wäre eine breitere Nutzung denkbar. Wir laden interessierte Praxen ein, sich an dieser etwa achtwöchigen Studie zu beteiligen und freuen uns über weitere Anmeldungen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Praxisinhaber, die gerne an der Studie teilnehmen wollen, können sich direkt beim Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) melden.

Hintergrund zum Remote Patient Monitoring (RPM):

RPM‐Tools sollen es dem behandelnden Arzt ermöglichen, die bei Akuterkrankungen gebotene höhere Informationsdichte relevanter Parameter und Informationen in kürzerer Zeit zu erfassen und zu befunden, als es bei einem Praxisbesuch des Patienten oder reinem Anruf des Arztes möglich wäre. Sie ermöglichen zudem eine kontinuierliche Erfassung von Parametern, wie etwa der Körpertemperatur und machen die zeitliche Entwicklung im Zustand des Patienten sichtbar. RPM‐Tools sollen ferner dem Patienten ein Feedback geben, dass übermittelte Informationen durch das Praxisteam gesichtet wurden, sodass er sich sicher betreut fühlen kann. RPM‐Tools ersetzen somit keine Arzt‐Patienten‐Kontakte, sondern dienen der Unterstützung der ärztlichen Behandlung.