Die finanzielle Lage deutscher Krankenhäuser hat sich verschlechtert
Marzena SickingDie wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich leicht verschlechtert. Knapp 9 Prozent lagen 2015 im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr. Zugleich blieb die Ertragslage praktisch unverändert. Zu diesem Ergebnis kommt die dreizehnte Ausgabe des „Krankenhaus Rating Report“, der im Rahmen des „Hauptstadtkongress 2017 – Medizin und Gesundheit“ in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert. Sie war dennoch besser als 2012, das in jüngster Vergangenheit das schlechteste Jahr für Krankenhäuser war.
9 Prozent befanden sich 2015 im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr. 12 Prozent lagen im „gelben“ und 79 Prozent im „grünen Bereich“. Ihre Ertragslage blieb praktisch unverändert, auf Konzernebene schrieben 21 Prozent der Krankenhäuser einen Jahresverlust.
Kapitalausstattung der Krankenhäuser
Die Kapitalausstattung der Krankenhäuser ist noch immer unzureichend: Ihr jährlicher Investitionsbedarf (ohne Universitätskliniken) beläuft sich auf mindestens 5,4 Milliarden Euro. Da die Bundesländer im Jahr 2015 Fördermittel in Höhe von 2,8 Milliarden Euro zur Verfügung stellten, ergibt sich eine jährliche Förderlücke von mindestens 2,6 Milliarden Euro. Bezieht man den über die Jahre aufgebauten Investitionsstau ein, ist sie sogar noch höher.
Zu diesen Ergebnissen kommt der dreizehnte „Krankenhaus Rating Report“, den das RWI und die Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit Deloitte erstellt haben. Der Report basiert auf einer Stichprobe von 506 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2014 und 201 Abschlüssen aus dem Jahr 2015. Sie umfasst insgesamt 877 Krankenhäuser.
Krankenhausstrukturfonds wird gut angenommen
In den ostdeutschen Bundesländern war die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser auch im Jahr 2015 wieder am besten. Am schwierigsten war sie in Bayern, Niedersachsen/ Bremen, Hessen und Baden-Württemberg. Die Krankenhausstrukturen sind nach wie vor in einigen Regionen ungünstig. Es gibt zu viele kleine Einrichtungen, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung. Allerdings hat der von 2016 bis 2018 eingesetzte Krankenhausstrukturfonds bereits eine gewisse Dynamik zur Strukturoptimierung entfacht und wird gut angenommen. Insgesamt entfallen 75 Prozent des Antragsvolumens auf Konzentrationsmaßnahmen und 22 Prozent auf Kapazitätsabbau.
„Es sollte grundsätzlich darüber nachgedacht werden, den Strukturfonds über das Jahr 2018 hinaus fortzuführen“, empfiehlt Prof. Dr. Boris Augurzky, Leiter des RWI-Kompetenzbereichs „Gesundheit“. Um eine ideale Krankenhausstruktur zu erreichen, seien insgesamt voraussichtlich rund 12 Milliarden Euro Investitionsmittel nötig.
Lohnniveaus variieren auf regionaler Ebene
Erstmals wurden im „Krankenhaus Rating Report 2017“ Jahresabschlüsse aus den Jahren 2007 bis 2015 aufbereitet und auf diese Weise länger laufende Zeitreihen abgebildet. Dabei bestätigt sich das gute Rating der ostdeutschen Kliniken und der größeren Krankenhäuser. Auch Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft schneiden signifikant besser ab als öffentlich-rechtliche. Ein hoher Grad an Spezialisierung ist vorteilhaft sowohl für die wirtschaftliche Lage als auch für die Patientenzufriedenheit. Die Ländlichkeit alleine hat hingegen keinen Einfluss auf die wirtschaftliche Lage. Interessanterweise schneiden Krankenhäuser, die an der Kalkulation der Fallpauschalen teilnehmen (sog. InEK-Kalkulationshäuser), leicht besser ab als andere.
In einer Sonderanalyse werden zudem gezielt die bundeslandspezifischen Unterschiede im Lohnniveau untersucht. Es zeigt sich, dass das Lohnniveau der medizinischen Dienste zwischen 10 Prozent unter und 5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt variiert. Dabei fällt die Variation im Ärztlichen Dienst deutlich geringer aus als im Pflege-, medizinisch-technischen und Funktionsdienst, wo der Arbeitsmarkt lokaler geprägt ist. So lag beispielsweise das Lohnniveau in den medizinischen Diensten in Baden-Württemberg im Jahr 2015 3,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Sogar nach Bereinigung landesspezifischer Faktoren befand es sich immer noch 1,8 Prozent darüber.