Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Klinik

Sein eigener Chef zu sein, ist für viele Menschen ein Traum. Für Mediziner hat die Idee einer eigenen Praxis in den vergangenen Jahrzehnten allerdings deutlich an Attraktivität eingebüßt. Kein Wunder: Selbstständigkeit bedeutet nämlich nicht nur ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Flexibilität, sondern auch finanzielle Unsicherheit und eine immense Verantwortung für sich und für Mitarbeiter. Dazu kommt, dass sich die Arbeit eines Praxisinhabers nicht nur auf die Betreuung der Patienten beschränkt. Buchhaltung und Abrechnungen und vieles mehr kommen dazu.

Trend zu Anstellung und Teilzeit

Und so hält der Trend zur Anstellung und Teilzeit vorwiegend unter jungen Medizinern an. Der Weg dafür wurde vor etwas mehr als einem Jahrzehnt geebnet. Während im Krankenhaus praktisch alle Ärzte als Angestellte tätig sind, war dies in der ambulanten ärztlichen Versorgung lange Zeit nicht möglich. Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz erweiterte zum 1. Januar 2007 aber die Möglichkeiten, Ärzte in Praxen anzustellen. Seitdem dürfen Vertragsärzte Ärzte („deren Anzahl nicht mehr nummerisch begrenzt ist“) in Vollzeit oder Teilzeit („dienstvertraglich flexibel gestaltet“) auch aus anderen Fachgebieten anstellen. Eine Besonderheit liegt darin, dass das Leistungsspektrum erweitert werden kann. Besitzt der Angestellte andere Qualifikationen, so können diese nach Genehmigung angeboten werden.

Im Jahr 2015 stieg die Anzahl der im ambulanten Bereich angestellten Ärzte um 3.066 auf 29.373. Dies entspricht einem Plus von 11,7 Prozent. Ihre Zahl hat sich damit seit 2005 mehr als verdreifacht – 8.546 waren es damals. Die Zahl der Ärzte mit eigener Praxis ging 2015 um 0,7 Prozent (um 908 auf 120.733) zurück [vgl. Ergebnisse der Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) zum 31. Dezember 2015].

Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf hat hohe Priorität

Zudem wollen sich immer mehr junge Mediziner auch in ihrer Familienplanung und ihrer Work-Life-Balance nicht einschränken lassen und möchten ihre Arbeitsstunden klar eingrenzen. Betrug der Anteil der Ärzte in Teilzeit an allen niedergelassenen Ärzten im Jahr 2009 noch fünf Prozent, so waren es im Jahr 2013 bereits 13,6 Prozent. Einer Studie des Forschungsinstituts Prognos zufolge sank die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit der Ärzte in den Praxen von durchschnittlich 42,6 Stunden im Jahr 2011 auf 40,2 Stunden im Jahr 2014.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nach wie vor bei Frauen ein Thema und ihr Anteil bei den angestellten Ärzten überdurchschnittlich hoch. Zugleich ist ihr Anteil im Beruf gestiegen, nämlich von 42,4 Prozent auf 43,2 Prozent (2015). Mehr als 60 Prozent der Medizin-Studierenden an den Unis sind inzwischen weiblich.