Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Klinik

Etliche Kliniken und der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) warnen bereits seit Monaten vor möglichen Notlagen aufgrund fehlender Medizinprodukte. Grund für die Engpässe soll die neue Medical Device Regulation (MDR) sein. Diese erfordert laut Kritikern eine langwierige und kostenintensive Neuzertifizierung – und zwar auch für bereits lange bestehende Produkte.

Für Zertifizierung zuständige Stellen massiv unterbesetzt

Die Befürchtung ist, dass dadurch viele Produkte entweder zeitweilig oder aus Kostengründen sogar ganz vom Markt genommen werden. Um den erhöhten Aufwand in einem adäquaten Zeitrahmen überhaupt realisieren zu können, müssten die Kapazitäten der für die Zertifizierung zuständigen Stellen massiv auszubauen. Wie Dr. Meinrad Lugan, Vorsitzender des BVMed-Vorstands, erklärt, wurde das Bundesministerium für Gesundheit bereits darauf hingewiesen.

Auch die Fachärzteschaft beobachtet mit Sorge die drohende Versorgungslücke in Deutschlands Praxen. Hierzu Dr. Dirk Heinrich, SpiFa-Vorstandsvorsitzender: „Durch die neue Regelung könnten etwa 30 % der Bestandsprodukte entfallen, auch besondere Nischenprodukte sind betroffen. Es ist fraglich, ob die von der EU gewährte Übergangsfrist bis 2024 ausreicht, um hier Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dementsprechend unterstützen wir die Forderungen des BVMed nach einem Ausbau der Ressourcen bei den benannten Stellen und einem sinnvollen Einsatz der vorhandenen Kapazitäten sowie einer Verschiebung der Fristen, falls die anderen Maßnahmen nicht ausreichen sollten.“

Fachärzte hinken auch bei Medizintechnik hinterher

Eine weitere Bedrohung aus Sicht der Fachärzteschaft stellt der sich bereits abzeichnende Innovationsstau dar. „Die Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands benötigen und wollen High-Class-Medizinprodukte nach aktuellem Wissenstand. Da darf es nicht sein, dass der Versorgungsstandort Deutschland aufgrund mangelnder Zertifizierungskapazitäten hinterherhinkt,“ so Heinrich weiter.

Auch SpiFa-Hauptgeschäftsführer Robert Schneider mahnt das BMG an, diese Befürchtungen ernst zu nehmen und nicht auf die lange Bank zu schieben: „Gerade weil die Corona-Pandemie und Flüchtende aus der Ukraine zusätzlich belastende Faktoren für unser Gesundheitssystem sind, ist es umso wichtiger, dass die Versorgung in Deutschland gesichert und für besondere Herausforderungen gerüstet ist. Hier ist vorausschauendes Handeln in jeder Hinsicht gefragt und genau das erwarten wir vom Bundesgesundheitsministerium.“

Quelle: www.spifa.de