Warum es derzeit so viele Lieferengpässe bei Medikamenten gibt

Patienten müssen Apotheken derzeit oft mit leeren Händen verlassen: Bei zahlreichen Medikamenten kommt es zu Lieferengpässen. Das Problem liegt allerdings nicht in der Pharmaindustrie, sondern in einer überraschend hohen Nachfrage.
Bei welchen Medikamenten gibt es derzeit Lieferengpässe?
Nurofen/Ibuprofensaft, Paracetamolsaft (Erkältungssäfte) Semaglutid (Typ-2-Diabetes-mellitus), Tamoxifen (Brustkrebs), Amoxicillin (Breitbandantibiotikum), Oxycodon (Schmerzmittel) – die Liste der Medikamente und Wirkstoffe, bei denen es derzeit in Deutschland Lieferengpässe gibt, ist aktuell besonders lang.
Insgesamt listet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte für 2022 über 560 Erstmeldungen von Medikamenten-Lieferengpässen – davon waren zuletzt noch über 300 aktuell. Solche Werte sind selten, zuletzt gab es sie 2020, als die Bürger aus Angst vor Corona auch bei Medikamenten auf Vorräte setzten.
Warum sind Fiebersäfte so oft ausverkauft?
Die Nachfrage nach den betroffenen Arzneimitteln ist 2022 deutlich höher als sonst und hat deshalb zu einer Liefer- und Verteilerproblematik geführt.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte kommt jedenfalls zu dieser Erkenntnis, nachdem es die bestehenden Lieferengpässe genauer untersucht hat. Analysiert wurden die Daten anhand der Fiebersäfte für Kinder mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen. Diese Medikamente sind derzeit besonders oft ausverkauft.
Zwar gab es in dem Bereich auch den Rückzug eines Marktteilnehmers zu verkraften, einen Lieferabriss hat es nach Kenntnis des BfArM aber trotzdem nicht gegeben: „Die bisher abgegebenen Warenmengen entsprechen dem bisherigen durchschnittlichen Bedarf.“ Mit anderen Worten: Die für dieses Jahr eingeplanten Mengen wurden zuverlässig auch geliefert.
Allerdings ist 2022 der Bedarf an den betroffenen Arzneimitteln überraschend und überproportional angestiegen. Die genauen Ursachen für den starken Anstieg an Bestellungen konnten bislang aber nicht befriedigend ermittelt werden.
Weitere Lieferengpässe an Medikamenten für 2023 erwartet
Auch auf das kommende Jahr sehen Branchenvertreter deshalb mit Sorge. „Wir erwarten eine Steigerung der Lieferdefizite“, so Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Als wichtige Ursache für die Versorgungsprobleme sieht er allerdings die Globalisierung: „68 Prozent der Produktionsorte von Wirkstoffen, die für Europa bestimmt sind, liegen im kostengünstigeren Asien“. Tatsächlich wird diese Abhängigkeit schon seit langer Zeit kritisiert. Eine Verlagerung der Produktion nach Deutschland ist bisher allerdings nicht in Sicht.

Die Grafik zeigt die Anzahl der Erstmeldungen von Medikamenten-Lieferengpässen in Deutschland. Grafik: Statista
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