Der aktuelle Medscape Report zum Thema “Burnout und Depressionen bei Ärzten in Deutschland 2020” zeigt deutlich: Die Corona-Krise stellt Mediziner nicht nur vor berufliche Herausforderungen, sondern hat auch deren psychische Belastung deutlich verstärkt.
Demnach berichteten 55 % der befragten Ärzte über Gefühle körperlicher, emotionaler und mentaler Erschöpfung – und damit 10 Prozentpunkte mehr als in einer ähnlichen Umfrage im Jahr 2018. Die Hälfte der von Burnout Betroffenen (50 %) gab an, dass sich ihre Symptome durch die Corona-Pandemie verstärkt haben.
Arbeitssituation als Hauptursache für depressive Symptome
Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass durch die Corona-Virus-Pandemie die psychischen Belastungen der Ärzte nochmals gestiegenen sind. 26 % der Mediziner gaben an, dass sie manchmal unter depressiven Verstimmungen leiden, 15 % unter Burnout-Symptomen, 14 % wählten beide Antwortmöglichkeiten aus. Viele der Befragten nannten zudem Schlafstörungen als Problem. Der Anteil der Ärzte mit psychischen Problemen lag demnach insgesamt bei 55 %.
Lediglich 45 % der Teilnehmer antworteten, unter keinen der genannten psychischen Symptome zu leiden. Noch im Jahr 2018 bezeichneten sich 35 % als frei von psychischen Symptomen. Der Anstieg von 10 Prozentpunkten offenbart einen besorgniserregenden Trend zur psychischen Verfassung der deutschen Ärzte. 23 % der Befragten hatten in der Vergangenheit sogar bereits Suizidgedanken.
Als Ursache ihrer psychischen Belastung gaben 56 % der Ärzte, die unter depressiven Symptomen litten, ihre Arbeitssituation an. Jeder Zweite der Befragten (50 %) mit Burnout gab an, dass sein Burnout-Gefühl durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde. Bei 40 % blieb es gleich – für jeden Zehnten führte die Krise hingegen zu einer Entlastung. Als konkrete Wünsche in Zeiten der Corona-Krise erhofften sich 42 % der Befragten mehr moralische Wertschätzung für ihre Arbeit, eine Bonuszahlung wäre für 23 % wünschenswert.
Psychische Probleme haben Auswirkungen auf die Behandlungsqualität
Die Auswirkungen von Depressionen bei Ärzten bekommen auch Patienten zu spüren. Fast jeder Zweite (47 %), unter den Befragten, die mit Depressionen zu kämpfen hatten, gab an, weniger motiviert und geduldig im Umgang mit seinen Patienten zu sein. 18 % berichteten zudem, Fehler zu machen, die sie normalerweise nicht machen würden. Nur jeder dritte betroffene Arzt (33 %) gab an, dass sich seine psychischen Probleme nicht auf das Verhältnis zu seinen Patienten auswirken. Im Umfragezeitraum 2018 waren es noch 41 %. Die negativen Auswirkungen auf die Patienten durch psychische Probleme bei Ärzten haben demnach ebenfalls zugenommen.
Weitere Ergebnisse finden alle Interessierten unter: http://medscape.com/de-report-burnout-2020
An der Umfrage nahmen 1.130 bei Medscape registrierte Ärzte teil. Sie beantworteten im Zeitraum zwischen Juni und August 2020 einen ausführlichen Online-Fragbogen. Etwa je die Hälfte davon arbeitet in Deutschland als Klinikarzt oder in einer Praxis.
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