Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Corona-News

Das Drama um die Schutzausrüstung für Kliniken und Praxen nimmt kein Ende: Erst fehlte es an entsprechendem Material, nun erweist sich das gelieferte als fehlerhaft. So fielen einige Utensilien des Schutzmaterials, das Ärzten von Seiten der Regierung zur Verfügung gestellt wurde, durch stichprobenartige Tests des TÜVs durch.

Auch das europäische Schnellwarnsystem RAPEX hat reagiert und die KVen über den Rückruf von Schutzmasken informiert. In entsprechenden Schreiben an die Ärzteschaft wird von der Benutzung diverser FFP2- und FFP3-Masken unterschiedlicher chinesischer Hersteller abgeraten, da diese nicht die Anforderungen der europäischen Norm EN 149 erfüllen. Das bedeutet im Klartext: Sie versprechen Schutz, den sie nicht gewährleisten.

Bei den beanstandeten Atemschutzmasken handelt es sich primär um die Modelle KN95 (8410) Lot 29002 des Herstellers Xin Neng Dian CTT Co Ltd., die Atemschutzmaske KN 95 des Herstellers Anhui Hongqing Protective Equipment (Hong Quing) und Masken des chinesischen Herstellers „Daddybaby Co. Ltd“ mit der Barcode-Nr. 6938457900045.

Ärzte fühlen sich von der Regierung vor den Kopf gestoßen

Kein Wunder also, dass der Ärger bei Ärzten und Kliniken über die verantwortlichen Politiker wächst. Eine seit 30 Jahren praktizierende Ärztin aus Bonn kritisiert offen den verantwortungslosen Umgang mit den Niedergelassenen seitens des Bundesgesundheitsministeriums: „Natürlich ist es schwierig, Schutzmaterial zu beschaffen. Aber hätte man nicht den Privatverkauf unverzüglich stoppen können? Jetzt liegen die Materialien in den Privathaushalten.“ Zugleich müssen sich Ärzte mit einem Minimum an brauchbaren Materialien zufriedengeben. Wie die Niedergelassene berichtet, erhielt sie von ihrer KV gerade mal ein Päckchen mit einer Packung FFP2-Masken, 20 losen Mundschutze, zwei Paketen Handschuhe und einer Packung mit zehn Wegwerfkitteln. Wie sich nun herausstellt, sind darunter auch FFP2-Masken, die nicht den deutschen Sicherheitsstandards entsprechen. Ärzte, die diese eingesetzt haben, waren somit in Gefahr, sich bei der Behandlung kranker Patienten selbst zu infizieren. Doch nicht nur die niedergelassenen Ärzte sind betroffen.

Charité prüft Schutzmasken nach

Die Berliner Charité hat zwar eine große Menge verschiedener Schutzmasken erhalten, doch offenbar sind diese ebenfalls von zweifelhafter Qualität. Nach dem Rückruf der fehlerhaften Schutzmasken entschied sich das Klinikum deshalb dafür, alle 21 vorrätigen Modelle von einem Labor überprüfen zu lassen. „Zwei Maskentypen wurden aus dem Verkehr gezogen und wurden bereits zurückgerufen. Sie weisen qualitative Män­gel auf“, erklärte die Sprecherin des Universitätsklinikums, Manuela Zingl. Weiter hieß es, dass die Testergebnisse bestätigten, dass es sich bei den Schutzmasken des Typs FFP2 und FFP3 um falsche CE-Zeichen handelte.