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Corona-News

Die Viruskonzentration so niedrig wie möglich halten – das ist das Gebot der Stunde. Je besser es gelingt, desto geringer ist das Risiko, dass sich SARS-CoV-2 in Ihren Räumlichkeiten ausbreitet. Denn leider handelt es sich um einen aerogenen Erreger, der nicht allein auf Tröpfchen angewiesen ist, um den Wirt zu wechseln. Es reichen bereits feinste Aerosole.

Aerosole bleiben mindestens 20 Minuten in der Luft

Diese haben die lästige Eigenschaft, lange in der Luft zu bleiben: 20 Minuten, eher länger. Manche Experten halten sogar Tage für möglich. Bei typischen Luftwechselraten in Wohn- und Bürogebäuden verbleiben die Erreger jedenfalls über Stunden im Raum, warnt Luftströmungsexperte Prof. Martin Kriegel von der Technischen Universität Berlin. Mit steigender Konzentration wird die Raumluft selbst zum immer größeren Risiko.

Um dem möglichst effektiv entgegenzuwirken, hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nun einen kompakten Leitfaden zum richtigen Lüften herausgegeben. Grundsätzlich werden dort zwei Möglichkeiten benannt: das klassische Lüften via Fenster und Türen und die Nutzung von raumlufttechnischen Anlagen. Die erste Option, also das klassische Lüften, ist in der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A3.6 Lüftung, der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel, Abschnitt 4.2.3 Lüftung, und in den Informationen „Infektionsschutzgerechtes Lüften“ der BAuA beschrieben. Wichtig ist bereits mit dem Lüften zu beginnen, wenn die ersten Mitarbeiter die Praxis betreten, also bevor die Patienten kommen. Im Laufe des Tages muss das Wartezimmer am häufigsten gelüftet werden, denn hier halten sich die meisten Menschen auf. In Ableitung der BAuA-Empfehlung zu Besprechungszimmern sollten Behandlungszimmer mindestens alle 20 Minuten, besser öfter, mit Frischluft versorgt werden. Im Büro muss mindestens alle 60 Minuten durchgelüftet werden.

Je kälter, desto schneller geht‘s

Für die Stoßlüftung werden die Fenster so weit wie möglich geöffnet. Ein offener Spalt reicht für den Luftaustausch nicht aus. Ein Fenster über seine gesamte Fläche zu öffnen, ist hingegen die wirkungsvollste Methode, um Frischluft zuzuführen. Je kälter die Luft draußen, desto schneller geht der Luftaustausch vonstatten. Bei eisigen Wintertemperaturen ist der Luftaustausch schon nach fünf Minuten erfolgt, im Frühjahr und Herbst dauert es eher 15 Minuten. Im Hochsommer braucht die Luft sogar bis zu einer halben Stunde, bis sie sich vollständig ausgetauscht hat. Auch der Winddruck spielt hierbei eine Rolle. Rauschen draußen die Baumkronen, tauscht sich kalte Luft auch schon mal ganz flott in drei Minuten aus.

Finetuning mit Messgeräten

Wären Viren das einzige Kriterium, so würde man zusätzlich zum Stoßlüften ganztägig ein Fenster auf Kipp stehen lassen, um weiteren Luftaustausch – wenn auch auf geringerem Niveau – zu ermöglichen. So kann zumindest verhindert werden, dass die Virenkonzentration stark ansteigt. Oder wie es Prof. Kriegel ausdrückt: „Jede Erhöhung der Außenluftzufuhr ist generell sinnvoll.“ Achten Sie aber auch darauf, dass es noch behaglich in der Praxis ist. Zu kalt sollte es nicht werden, Zugluft ist zu vermeiden. Auch Lärm ist nicht unendlich aushaltbar, etwa durch den Straßenverkehr oder eine Baustelle gegenüber. Wer genau wissen möchte, wann eine Lüftung ansteht, kann zu diesem Zweck ein CO2-Messgerät mieten, da die Konzentration des CO2 zumindest grob mit der Konzentration der Aerosole und auch mit der Schadstoffbelastung korreliert. Grundsätzlich sollte das CO2 in Innenräumen 1.000 ppm (parts per million) nicht überschreiten. In Corona-Zeiten ist es das Ziel, möglichst unterhalb dieser Grenze zu bleiben.

Auf die Filter achten

Damit raumlufttechnische Anlagen das Risiko senken statt zu befeuern, sollte mehr Außenluft zugeführt werden, während der Umluftanteil gesenkt wird. Die Luftwechselrate sollte möglichst hoch sein. Damit die Coronaviren aus der Luft gefiltert werden können, brauchen sie HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Air), und zwar Schwebstofffilter der Klasse H14. Die Anlagen sollten bereits zwei Stunden vor und auch noch zwei Stunden nach Praxisbetrieb laufen. Ideal für den Infektionsschutz ist ein Dauerbetrieb.

Autorin: Debora Weinbuch