Im Zuge einer Infektion mit SARS-CoV-2 reagiert bisweilen auch die Haut, und zwar häufiger als nach einer COVID-19-Impfung. Ein Register der American Academy of Dermatology Association liefert inzwischen einen umfangreichen Datensatz zu den damit verbundenen Symptomen. Daraus geht auch hervor: In aller Regel klingen die Beschwerden bald wieder ab.
Rund zehn Prozent der Patientinnen und Patienten mit COVID-19 entwickeln im Zuge ihrer Infektion eine Hautreaktion. So fasst Dr. Esther Freeman, Direktorin für globale Gesundheitsdermatologie am Massachusetts General Hospital in Boston, die Studienlage zusammen. Dr. Freeman ist leitende Forscherin des dermatologischen Registers der American Academy of Dermatology Association. Diese Sammlung von Fallberichten aus aller Welt ist mittlerweile auf mehr als 8.000 Einträge angewachsen und ermöglicht somit ein schon recht umfassendes Bild möglicher Hautreaktionen im Zusammenhang mit COVID-19. Ins Leben gerufen wurde das Register bereits Anfang April 2020.
„Mithilfe dieses Registers können Ärztinnen und Ärzte sowie weitere Angehörige der Gesundheitsberufe weltweit Informationen zu den Fällen teilen, die sie sehen“, erklärt Dr. Freeman. „Das hilft uns, typische Hautreaktionen aufgrund von Covid-19 zu erkennen.“
Für Ärztinnen und Ärzte, die zum Register beitragen möchten: Das Ausfüllen eines Fallbericht-Formulars dauert fünf bis sieben Minuten. Lohn dieser internationalen gemeinschaftlichen Bemühungen sind zahlreiche Studien, die auf Basis der so gesammelten Daten durchgeführt werden.
Bisweilen das einzige Symptom einer SARS-CoV-2-Infektion
Bei den Hautreaktionen gibt es eine große Spannbreite an Schweregraden. Einige Reaktionen sind milder, etwa die frostbeulenartigen „COVID-Zehen“. Sie sind ein Phänomen, das noch diskutiert wird, zumal nicht alle Betroffenen Antikörper gegen SARS-CoV-2 aufweisen. Andere Hautreaktionen sind schwerer und belastender. Dazu gehören beispielsweise Ausschläge mit Rötungen und Knötchen, Quaddeln oder auch Bläschen wie bei Windpocken.
Von denjenigen, die einen Hautausschlag entwickeln, kann dieser das erste Symptom ihrer COVID-19-Erkrankung sein. Das trifft in etwa 20 Prozent der Fälle zu. Die Hautreaktion kann aber auch das einzige Symptom der Infektion bleiben (ebenfalls 20 Prozent).
Immunantworten auf SARS-CoV-2 unterscheiden sich zum Teil stark, und eben diese Unterschiede könnten die Ursache für das breite Spektrum an Hautreaktionen sein.
Ob unterschiedliche Virusvarianten zu unterschiedlichen Hautveränderungen führen, sei anhand der Daten noch nicht auszumachen, so Freeman.
COVID-Arm und andere Hautreaktionen nach Impfungen
Hautreaktionen können auch infolge von COVID-19-Impfungen auftreten. „Allerdings ist es wahrscheinlicher, eine Hautreaktion im Zuge von COVID-19 zu entwickeln als durch die COVID-19-Impfung“, ordnet Dr. Freeman ein. Die Spannbreite der Hautreaktionen nach Impfungen reicht vom COVID-Arm über COVID-Zehen bis hin zu Nesselsucht. In der Regel klingen diese Hautreaktionen binnen eines Monats wieder ab. In Einzelfällen litten Patientinnen und Patienten jedoch auch noch sechs bis zwölf Monate später unter COVID-Zehen oder Nesselsucht. Das sei aber untypisch, so Dr. Freeman. Allerdings variieren die Immunreaktionen nach Impfung ebenfalls, wie es auch bei Infektionen beobachtet wird.
Der sogenannte COVID-Arm ist eine der häufigsten, lokalen Reaktionen. Die großflächigen Rötungen und Schwellungen treten mit zeitlichem Verzug zur Impfung mit einem mRNA-Vakzin auf, meist mit einem Abstand von einer Woche. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) berichtet von Meldungen sowohl nach Verabreichung des Moderna-Impfstoffs als auch des BioNTech-Impfstoffs. Die Reaktion rund um die Einstichstelle klingt nach etwa vier bis fünf Tagen von allein ab, ist nicht gesundheitsschädlich und stellt keinen Grund dar, auf eine weitere Impfstoffdosis zu verzichten. In einigen Fällen kommt es vorübergehend zu Schmerzen oder Juckreiz. Dann kann das Kühlen der betroffenen Stelle Linderung verschaffen.
Laut Dr. Freeman erleben weniger als 50 Prozent derjenigen, die nach der ersten Impfung eine Reaktion hatten, dieselbe Reaktion nach der zweiten Dosis. Für Menschen, die auf die ersten beiden Impfungen nicht reagiert hätten, sei es selten, nach dem Booster eine Reaktion zu entwickeln. Patientinnen und Patienten möchte sie mögliche Sorgen nehmen. „Nach zehn Milliarden weltweit verabreichten Impfstoffdosen gibt es eine Menge Sicherheitsdaten“, sagt Freeman.
Quellen und Literatur:
– American Academy of Dermatology Association: “Skin reactions to COVID-19 and its vaccines”: www.aad.org/news/skin-reactions-to-covid
– Freeman E et al.: “Dermatology COVID-19 Registries: Updates and Future Directions”, Dermatol. Clin. Vol. 39, Issue 4, October 2021: www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0733863521000504?via%3Dihub
– Gehlhausen JR et al: “Lack of association between pandemic chilblains and SARS-CoV-2 infection”, PNAS Feb 2022
https://doi.org/10.1073/pnas.2122090119
– Paul-Ehrlich-Institut: Sicherheitsbericht vom 4.3.2021
https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsbericht-27-12-bis-26-02-21.pdf?__blob=publicationFile&v=9
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