Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
E-Health

30 Ärztinnen und Ärzte waren der Einladung von jameda gefolgt. Sie diskutierten über Trends und Herausforderungen im Gesundheitswesen im Jahr 2023. Besonders intensiv wurde über Strategien diskutiert, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken – ein Thema, das fast alle niedergelassenen Ärzte beschäftigt, die gekommen waren.

In der Diskussion wurde deutlich, dass Ärzte ihr Selbstverständnis als Arbeitgeber weiterentwickeln und mit Formaten wie Teamevents und Wertschätzungsinitiativen versuchen müssen, die Mitarbeiterbindung an die Praxis zu erhöhen. Auf Seiten des Praxispersonals, so der Tenor, sei nicht nur die Höhe der Vergütung ein wichtiges Thema. Auch der Wunsch nach flexiblen sowie familien- und freizeitfreundlichen Arbeitszeiten stehe im Vordergrund.

„Digitale Lösungen können das Problem nicht lösen, aber ein Stück weit lindern”, so jameda-Geschäftsführer Dr. Florian Weiß. „Automatisierte Erinnerungen an Patienten oder auch Online-Terminbuchungen entlasten das Praxispersonal und schaffen dringend benötigte Kapazitäten für andere Aufgaben.”

Fachkräftemangel als größte Herausforderung in Arztpraxen

Auch in der anschließenden Diskussion war der zunehmende Fachkräftemangel das Schwerpunktthema. Kein Wunder: Bereits im Jahr 2035, so prognostiziert die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers, könnten rund 1,8 Millionen offene Stellen im Gesundheitswesen aufgrund des Fachkräftemangels nicht mehr besetzt werden. „Die Digitalisierung ist wichtig, um diesen Engpass bestmöglich zu kompensieren”, meint deshalb auch Dr. Markus F.O. Lentrodt. „Wir haben uns bereits vor einigen Jahren entschieden, unsere Prozesse mit digitaler Unterstützung so effizient wie möglich zu gestalten. Nur so können wir in Zeiten von Kostendruck und Fachkräftemangel eine höchstmögliche Behandlungsqualität sicherstellen”.

Health Care Trends 2023 im Fokus der jameda-Veranstaltung

In den Vorträgen von Dr. med. Florian Weiß und Dr. med. Michael J. Koss (Augenzentrum Nymphenburger Höfe) stand die Beziehung zwischen Arzt und Patient im Vordergrund. Die Patient Journey verändere sich grundlegend und beginne lange vor dem Arzttermin, gehe aber auch danach weiter, waren sich die beiden Referenten einig. „Die Beziehung zum Patienten verändert sich – es geht mehr um eine kontinuierliche Begleitung und weniger um eine transaktionale Beratung”, betonte Dr. Koss in seinem Vortrag. „Wir beobachten schon heute, dass Patienten besser informiert sind, aber auch virtuelle Nachbesprechungen oder digitale Erinnerungen an Check-ups erwarten. Dieser Trend wird sich verstärken und Ärzte sollten sich darauf einstellen.”

Zu wenig Tempo bei der Digitalisierung der Arztpraxen?

Als Lösungen für den Großteil dieser Herausforderungen sahen die meisten Teilnehmer die Forderung an, dass die bürokratischen und administrativen Anforderungen an die Praxen gesenkt werden müssten. Aber auch die zeitnahe Einführung des E-Rezepts und der elektronischen Patientenakte (ePA) wurden immer wieder als relevante Projekte genannt. „Wenn wir mit Ärzten sprechen, werden diese Punkte am häufigsten genannt”, so Weiß abschließend. „Und es deckt sich mit den Ergebnissen unserer Studie aus Dezember 2022. Umso kritischer ist es, dass Deutschland im internationalen Vergleich immer noch einen enormen Aufholbedarf hat.”