Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Herr Kaim, die Dividendenrenditen sind derzeit teilweise sehr hoch. Sollten Anleger zugreifen?

Franz Kaim: Es stimmt, dass viele Dividendentitel derzeit sehr attraktiv bewertet erscheinen. Anleger, die aber langfristig stabile und laufende Einnahmen brauchen, sollten sich von der Höhe der aktuellen Dividendenrendite auf keinen Fall blenden lassen.

Warum?

Kaim: Die Höhe der Dividendenrendite sagt nichts darüber aus, wie nachhaltig eine Ausschüttung gezahlt werden kann. Ein zyklisches Unternehmen, dass versucht die Zyklik durch eine attraktive Dividende auszugleichen, wird in bestimmten Phasen eine höhere Dividendenrendite aufweisen. Aber irgendwann, wenn die Wirtschaft nicht mehr läuft, wird es die Ausschüttung reduzieren müssen.

Worauf sollte man dann achten?

Kaim: Es gibt Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Ausschüttungen unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung Jahr für Jahr zu steigern oder zumindest konstant zu halten. Solche stetigen und verlässlichen Dividendenzahler weisen oft gar keine so hohen Dividendenrenditen auf und mögen sogar langweilig erscheinen.

Woran erkennt man sie?

Kaim: Wenn ich einen über lange Zeit stabilen Cashflow mit Dividenden haben möchte, muss ich auf das Geschäftsmodell achten. Es gibt Unternehmen aus Bereichen wie Versicherung, Telekommunikation, Nahrungsmittel oder Gesundheit, bei denen Sie in der Regel einen langfristig stabilen und sicheren Zahlungsstrom bekommen – eben auch in Krisenzeiten.

Bieten Dividendenzahler auch einen Inflationsschutz?

Kaim: In den Ausschüttungen können sich auch steigende Preise widerspiegeln. Sie müssen bedenken, dass die Dax-Unternehmen im Schnitt ihren Umsatz in diesem Jahr 14 bis 15 Prozent steigern konnten, und zwar weil sie in der Lage waren, die Preise zu erhöhen. Damit können sie ihren Anteilseignern höhere Dividenden zahlen.

Autor: Gerd Hübner