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Geldanlagen

Der Zeitraum zwischen Ende November 2015 und Mitte Februar 2016 war für viele aktiv gemanagte Fonds eine Art Lackmustest. Denn in dieser Phase kam es zu heftigen Turbulenzen an den Märkten, in deren Folge die internationalen Aktienmärkte zweistellig an Wert einbüßten.

Einigen Managern aber gelang es, sich erfolgreich gegen den Kurssturz zu stemmen. Zum Beispiel dem Nordea Stable Return. Der nämlich legte in diesem Zeitraum leicht zu. Und bewies damit, dass er in schwierigen Phasen das Kapital seiner Anleger schützen kann.

Starke Wertschwankungen

Das sprach sich offenbar schnell herum. Und so flossen dem Flaggschiff-Fonds von Nordea, der in den vergangenen fünf Jahren bei Wertschwankungen von etwa 4,2 Prozent rund 6,8 Prozent pro Jahr im Schnitt verdiente, neun Milliarden Euro zu. Zu viel, wie sich herausstellte. Im September dieses Jahres verkündete die Fondsgesellschaft ein so genanntes Soft Closing für den Fonds.

„Das heißt“, erklärt Philipp Müller, Portfoliomanager der IMC Vermögensverwaltung AG mit Niederlassung in Freiburg, „dass zwar bereits investierte Anleger weitere Anteile kaufen, neue Investoren aber dort nicht mehr investieren können.“ Oft ist der nächste Schritt das Hard Closing, bei dem dann gar keine neuen Gelder mehr angenommen werden.

Fondsschließungen häufen sich

Zwar gab es das auch in der Vergangenheit, derzeit aber häufen sich die Fondsschließungen – gerade bei Produkten, die zuletzt sehr erfolgreich das Geld der Anleger verwalteten. Dazu zählen unter anderem der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, der MFS Meridian Prudent Wealth, der BFS European Absolute Return oder der WHC – Global Discovery.

„In der Tat gibt es Obergrenzen beim Fondsvolumen, bei denen eine Schließung Sinn macht“, sagt Anton Vetter, Vorstand der BV & P Vermögen AG in Kempten. Eine Maßnahme, die für bereits investierte Anleger aber nicht von Nachteil ist. „Es geht immer um die Frage, ob ein Fondsmanager seinen bislang erfolgreichen Anlageprozess weiter umsetzen kann“, sagt Müller. „Wenn das ab einem bestimmten Volumen schwierig wird, dann ist die Abschottung eines Fonds als Schutz der bestehenden Investoren vernünftig.“

Dass die Umsetzung des Investmentprozess aktuell schwieriger wird, ist kein Zufall. „Dabei spielt die extrem expansive Geldpolitik der Notenbanken eine wichtige Rolle“, erklärt Vetter. „Das gilt derzeit besonders für den Anleihemarkt, wo die Liquidität durch die Anleihekäufe der Notenbanken enger wird.“ Das heißt, auch Fondsmanager tun sich unter Umständen schwer, Bestände an festverzinslichen Wertpapieren im Notfall schnell zu verkaufen. Und wenn, dann nur mit erheblichen Kursverlusten.

„Insofern ist derzeit am ehesten bei erfolgreichen Mischfonds, die viele Milliarden verwalten, mit Fondsschließungen zu rechnen“, so Vetter weiter. Die Ankündigung eines Soft Closing nun zum Anlass zu nehmen, schnell in einen Fonds zu investieren oder die eigenen Bestände aufzustocken, davon rät Vetter aber ab. „Viel wichtiger ist, dass ein Anleger zuerst hinterfragt, ob das für sein Depot Sinn macht oder ob dadurch nicht vielleicht die Aktien- oder Anleihequote zu stark nach oben gefahren wird.“

Denn die Sorge, dass es bald zu wenige gute Fonds gibt, mit denen Anleger Geld ansparen können, hält Experte Müller für übertrieben. „Zum einen gibt es noch viele gute Fonds am Markt. Zum anderen öffnen solche Fonds nach einiger Zeit auch immer wieder die Pforten.“

Die wichtigsten Fondskennzahlen

Anleger, die in einen Fonds investieren, orientieren sich häufig an der Wertentwicklung. Die ist zwar nicht unwichtig, greift aber zu kurz. Hier weitere wichtige Kennziffern:

Volatilität:

Sie verrät, wie stark der Wert eines Fonds in der Vergangenheit um seinen Mittelwert schwankte, drückt also das Risiko aus. Die Volatilität lässt zwar keine Rückschlüsse auf die Fondsqualität zu, kann Anlegern aber helfen festzustellen, ob ein Fonds zu ihrem Risikoempfinden passt.

Maximaler Verlust:

Der ‚Maximum Drawdown‘, wie die Kennziffer auch genannt wird, drückt in Prozent aus, wie hoch der stärkste Wertrückgang eines Fonds innerhalb eines Zeitraums in der Vergangenheit war.

Sharpe Ratio:

Sie zählt wie die Volatilität und der maximale Verlust zu den Risikomaßen. Sie setzt die Schwankungsintensität ins Verhältnis zur Rendite. Oder anders ausgedrückt: Je mehr Ertrag ein Fonds pro Risikoeinheit in der Vergangenheit erzielte, desto höher die Sharpe Ratio und umso besser ist der Fonds.

Kosten:

Ein sehr wichtiger Faktor bei der Fondswahl. Schließlich gehen die Kosten zu Lasten der Rendite.

Alpha:

Das ist der Teil der Rendite, der nicht durch die Marktentwicklung erklärbar ist und der in der Regel der Fondsmanagerleistung zugesprochen wird.

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Interview: “Nicht zu groß und nicht zu klein”

Anleger, die in einen Fonds investieren, sollten auch auf das Fondsvolumen achten, meint Anton Vetter von der BV & P Vermögen AG.

Herr Vetter, gibt es tatsächlich Obergrenzen bei Fonds?

Anton Vetter: Ja, die gibt es. Aber es kommt auf das Segment an. Bei Fonds, die auf kleine und mittelgroße Firmen setzen, kann die Obergrenze schon bei ein oder zwei Milliarden Euro erreicht sein. Bei Fonds aus anderen Segmenten liegt diese Grenze klar darüber, wobei es jeweils auf den Fonds und seinen Anlageprozess ankommt.

Was ist das konkrete Problem?

Vetter: Solche Fonds müssen unter Umständen von ihrem Anlageprozess her flexibel reagieren und Positionen rasch kaufen und verkaufen können. Das ist möglicherweise, wenn er große Volumina bewegt, nicht mehr oder nur eingeschränkt möglich. Deshalb kann es Sinn machen, keine neuen Anlegergelder mehr aufzunehmen.

Gibt es nach unten eine Grenze?

Vetter: Die liegt allgemein bei zehn bis 15 Millionen Euro. Ist das Fondsvolumen niedriger, lohnt sich der Fonds auf Grund der üblichen Kostenstruktur nicht. Unter Umständen droht dann die Auflösung des Fonds. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt Fonds, die ein Volumen von wenigstens 15 Millionen Euro haben.