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Geldanlagen

 Noch vor einigen Jahren gehörte sie bei Reklamationen und anderen Anliegen per Telefon oder Internet einfach dazu: die Warteschleife. Seit einiger Zeit übernehmen Chatbots die Arbeit im Callcenter – ganz ohne Wartezeit und immer freundlich. Die dahinterstehende Technologie nennt sich künstliche Intelligenz (KI). Sie steht trotz der vielfältigen Einsatzbereiche erst am Anfang. Das wissen innovative Unternehmen und entwickeln die Chips der Zukunft.

Während Chatbots mit heutiger KI-Technologie bereits überzeugend umzusetzen sind, könnten künftige Anwendungen wie das autonome Fahren den Anspruch an die Chips noch einmal steigern. KI muss unter anderem in autonom fahrenden Autos deutlich zuverlässiger funktionieren als anderswo. Auch bei geringer Netzabdeckung darf es nicht zu Verzögerungen kommen.

Umsätze mit KI-Chips gehen durch die Decke

Das macht neue Chips notwendig. Schon heute sieht das Marktforschungsinstitut Gartner den Umsatz mit KI-Chips bei 35,5 Milliarden US-Dollar. Mit neuer Technologie, wie dem autonomen Fahren und Einsatzbereichen wie dem Internet der Dinge dürfte die Nachfrage steigen. Laut Gartner könnte der Umsatz bis 2025 bei 73 Milliarden US-Dollar liegen.

Dabei kommen neue Chip-Architekturen zum Einsatz. Das beispielsweise an der Nasdaq notierte Unternehmen BrainChip Holdings (ISIN: AU000000BRN8) orientiert sich am menschlichen Gehirn. Es verspricht so selbstlernende Chips, die unter gewissen Umständen ohne ergänzende Hardware auskommen. Sie treffen Entscheidungen auf Chip-Ebene. Die Architektur soll dafür sorgen, dass neben einem äußerst geringen Energiebedarf nur geringe Datenvolumina ausgetauscht werden.

Das klingt perfekt für den oft zitierten Einsatz von KI an der Milchkanne. Das Unternehmen hat bereits eine erste Kleinserie produziert und stellt seinen Chip potenziellen Kunden vor.

Auch Elon Musk hat ein Start-Up im Bereich Künstliche Intelligenz gegründet

BrainChip ist nicht allein. Wie man bei Gartner betont, gibt es weltweit etwa 80 Start-ups, die an Chips rund um KI forschen. Wie hochfliegend die Pläne sind, zeigt Elon Musk. Er arbeitet mit seinem Start-up Neuralink an Chips, die sich in menschliche Gehirne einpflanzen lassen. So sollen Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz bekämpft werden. Das Unternehmen sammelte im Sommer 205 Millionen Dollar ein.

Wie so oft werden nur die wenigsten dieser Unternehmen überleben. Dass die großen Chip-Hersteller bereits entsprechend positioniert sind, zeigt die Übernahme des israelischen Chip-Start-ups Habana durch Intel (ISIN: US4581401001) vor zwei Jahren. Angesichts der weitreichenden Visionen vieler Tech-Unternehmen sind weitere Übernahmen nicht ausgeschlossen. Das könnte die Kurse der Unternehmen stützen und die Nische der KI-Chips für Anleger zusätzlich interessant machen.

Nicht von Goldgräberstimmung anstecken lassen

Für Anleger sind die Rahmenbedingungen rund um KI-Chips vielversprechend: Der Markt wächst und zudem herrscht eine große Portion Übernahmefantasie. Derartige Bedingungen sorgen typischerweise unter Gründern für Goldgräberstimmung. Die Geschichte hat allerdings gelehrt, dass die meisten Goldsucher am Ende leer ausgehen. Aus diesem Grund sollten Anleger rund um Chip-Aktien für besondere Einsatzbereiche unbedingt diversifiziert investieren.

Dabei sollten sie nicht vergessen, dass die bereits vorhandenen großen Hersteller möglicherweise am besten einschätzen können, welche Technologie langfristig vielversprechend ist.

*Der Autor: Dr. Markus C. Zschaber, Geschäftsführender Gesellschafter der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft Dr. Markus C. Zschaber mbH in Köln