Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Ärztinnen und Ärzte haben vor allem als Unternehmerinnen und Unternehmer in der Regel überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeiten. Damit kompensieren sie ihr unternehmerisches beziehungsweise berufliches Risiko – und den Faktor, dass sie sich als Unternehmerinnen und Unternehmer selbst um ihre Ruhestandsfinanzierung kümmern müssen. Denn zum einen reichen die Bezüge aus der Ärzteversorgung vielleicht nicht für einen abgesicherten Lebensabend aus, und andererseits erhalten sie Zahlungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung nur dann, wenn sie vor der unternehmerischen Tätigkeit angestellt waren. Zumal die Rentenquote nach und nach auf unter 40 Prozent des letzten verfügbaren Einkommens sinkt. Und die Zahlungen aus Rentenversicherung und Ärzteversorgung müssen auch noch versteuert werden.

Kernbegriff ist die Finanzplanung

Welche Schritte sollten Ärztinnen und Ärzte also ergreifen? Es ist entscheidend, dass Unternehmer erkennen, dass Planung alles ist. Schaut man sich die Praxis der privaten Altersvorsorge an, erkennt man oft ein Muster: Es wird, im Rahmen des Möglichen, Geld in ein Vermögensverwaltungsdepot oder ein Versicherungsprodukt eingezahlt, damit dieses beim Renteneintritt zur Verfügung steht. Das ist in Ordnung, aber ein wichtiger Aspekt fehlt: Die gewünschte Höhe des Ruhestandsvermögens wird zumeist eher zufällig festgesetzt. Das kann zum Problem werden, denn es stellen sich einfach zu viele wichtige Fragen, als dass der Vermögensaufbau allein ausreichend wäre, um dem Ruhestand gelassen entgegenzusehen.

Der Kernbegriff ist die Finanzplanung, auch Financial Planning genannt. Diese fasst sämtliche Fragen rund um Vermögen und Vorsorge zusammen und nimmt alle Bereiche in den Blick, die mit dem Wohlstand eines Menschen zu tun haben. Sie reicht damit von der Analyse der gesamten Vermögensverhältnisse über die Nachsteuerrendite der Geldanlage und der Suche nach „Renditekillern“ im Portfolio bis hin zur Gestaltung des Ruhestandseinkommens und der Strukturierung der Vermögensübertragung an die nächste Generation.

Überblick über sämtliche Vermögenswerte verschaffen

Entscheidend dabei ist, dass Anleger sich nicht allein auf das Finanzprodukt beziehungsweise die Anlagestrategie konzentrieren. Es reicht in dynamischen Zeiten bei einer individuellen Zukunftsorientierung nicht mehr aus, nur auf die Höhe des Sparplans beziehungsweise die einmalige Einzahlung und die damit verbundenen gewünschten Renditen zu achten. Viel wichtiger ist, ein finanzielles Lebensphasenkonzept aufzubauen. Dafür sind eine genaue Analyse und Bestandsaufnahme notwendig. Der Berater als Finanzplaner ist gefragt, sich einen Überblick über sämtliche Vermögenswerte zu verschaffen. Das sind die aktuellen liquiden Mittel, Immobilien, Beteiligungen und alternative Investments wie Oldtimer, Kunst und Co und ebenso Werte, die in Zukunft kommen werden. Das können Lebensversicherungen sein, Erbschaften, fremdfinanzierte Kapitalanlagen, die erst in einigen Jahren Renditen abwerfen, oder Zuflüsse aus dem späteren Verkauf des Unternehmens.

Lebensbegleitende Strategie besitzt verschiedene Ebenen

Es gilt die Regel: Erst wenn der Finanzplaner diese Vermögenswerte vollständig zusammengefasst hat, erkennt er, was aktuell zur Verfügung steht und was in einigen Jahren zur Verfügung stehen wird. Das Prinzip der Vermögenskonsolidierung schafft die Basis für alle weiteren Überlegungen und für die Ermittlung der finanziellen Ansprüche im Ruhestand und entscheidet auch über das Eintrittsalter in den Ruhestand. Der Finanzplaner kann durch bestimmte Maßnahmen genau errechnen, welche Möglichkeiten sich aus dem aktuell und später einmal vorhandenen Vermögen realisieren lassen. Zudem eröffnet eine detaillierte Finanzplanung oftmals auch Einsparpotenziale, etwa bei der privaten Krankenversicherung, Kfz-Kosten oder anderen großen Ausgabenblöcken.

Das bedeutet: Um finanzielle Ziele zu erreichen, ist es notwendig, ein professionelles Lebensphasenkonzept aufzubauen. Sehr wichtig: „Lebensphasenkonzept“ heißt wirklich „Lebensphasenkonzept“. Der Ansatz umfasst eine echte „lebensbegleitende Strategie“ mit zahlreichen Ebenen, die immer wieder betreten und verlassen werden können. Konkret bedeutet das, dass der Kunde die Kapitalanlage so nutzt, wie er sie gerade benötigt – und das ohne zusätzliche Gebühren oder Hürden beim Wiedereinstieg. Monatliche Sparraten können beliebig oft verändert oder ausgesetzt werden, punktuelle Einzahlungen und Entnahmen sind jederzeit möglich, ebenso im Alter die genaue Berechnung monatlicher Ausschüttungen als Investmentrente.

Breit diversifiziertes Portfolio individuell zusammenstellen

Zur Umsetzung der lebensbegleitenden Strategie steht im Fokus, eine laufende Finanzplanungsstrategie mit einer professionellen Kapitalanlage zu kombinieren. Das bedeutet: Anleger sollten bei der Wahl der dazu passenden Vermögensverwaltungsstrategie darauf achten, dass keine Abschlussentgelte fällig werden, im Gegensatz zu Lebens- und Rentenversicherungen oder auch Fondspolicen von Banken und Versicherungen.

Ebenso sollten auch keine separaten Beratungshonorare abgerechnet werden. Das spart über die Jahre hinweg sehr viel Geld. Ein übliches Honorar liegt nicht höher als 1,6 Prozent im Jahr, gemessen an der Gesamtsumme. Die Vermögensverwaltung, die meistens über internationale Investmentfonds funktioniert, muss sich an den finanziellen Wünschen und dem Zeithorizont des Kunden orientieren. Daher sollten die Finanzinstrumente auch breit diversifiziert ausgewählt und zusammengesetzt werden können, von Value bis Growth, von Blue Chips bis Emerging Markets, von Aktien bis Anleihen.

Und: Während in der Anfangsphase in der Regel ein eher dynamisches Modell gewählt wird, um ordentliche Wachstumsraten zu realisieren, wird die Anlage mit näher rückendem Ruhestand immer defensiver, um das aufgebaute Vermögen zu sichern. Und im Ruhestand wiederum wird ein Mischkonzept in der Vermögensverwaltung sichergestellt, um das Vermögen trotz der regelmäßigen Entnahmen so lange wie möglich zu erhalten.

Der Autor: Rolf Klein ist Geschäftsführer der Neutralis Kapitalberatung aus Krefeld.