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Geldanlagen

Für welche Kardinalfehler zahlen Börsenneulinge oft Lehrgeld?

Laborenz: Emotionalität und Herdenverhalten. Anfänger denken oft, wenn eine Aktie steigt und steigt, dann muss sie ja etwas ganz Tolles sein. Deswegen kaufen so viele, wenn die Papiere eigentlich schon zu teuer sind. Umgekehrt machen stark fallende Aktienkurse den Anlegern häufig Angst und Wertpapiere werden zu einem Preis verkauft, zu dem man eigentlich nachkaufen sollte, denn das Unternehmen ist nicht unbedingt weniger wert, aber deutlich billiger geworden. An der Börse muss man verstehen, das Schwankungen nicht dasselbe sind wie Risiko.

Nach was sollte man sich sonst richten?

Laborenz: Man sollte Preis und Wert trennen. Deswegen heißt ein fallender Aktienkurs zunächst einmal nur, dass das Unternehmen billiger geworden ist. Ob es auch weniger wert ist, muss völlig separat betrachtet werden. Genau diesen Schritt schaffen Börsenneulinge nicht. Im Hinterkopf steckt bei vielen die Vorstellung, ein Aktieninvestment sei wie ein Roulettespiel im Casino, dabei ist es eine Beteiligung an einem soliden Unternehmen eher vergleichbar mit einem Immobilieninvestment, insbesondere was Langfristigkeit und realen Wert angeht.

Es gibt unzählige Investmentmöglichkeiten und Beratungsangebote, vom kostenlosen Bankberater bis zum klassischen Honorarberater. Wie finden Anfänger den richtigen Weg?

Laborenz: Wer keine Ahnung von Geldanlage hat, sollte sich beraten lassen, aber sich bewusst sein, dass unser Finanzsystem durch Interessenkollisionen geprägt ist. Der angeblich kostenlose Berater wird nicht selten Produkte empfehlen, an denen sein Arbeitgeber oder er selbst am Ende über Gebühren und Provisionen am meisten verdient.

Wie lassen sich Beratungsfehler erkennen?

Laborenz: Guter Rat muss abgewogen werden, nehmen Sie sich die Zeit für einen Quercheck. Gehen Sie mit der Empfehlung zu einem zweiten Berater, der wird ein hohes Interesse haben, Ihnen Schwächen aufzuzeigen. Im Idealfall kontaktieren Sie einen unabhängigen Berater. Da das Geld kosten wird, lohnt sich das zwar nicht für 3.000 Euro, aber bei langfristigen Sparvorhaben über Jahrzehnte, zum Beispiel für die Altersvorsorge, ist das in der Regel sehr gut investiertes Geld.

Was war Ihr Anfängerfehler an der Börse?

Laborenz: Ich habe gedacht, ich bin schlauer als der Markt. Ende der 90iger waren die Kurse so lange gestiegen und ich war überzeugt, dass es zu einer Korrektur kommen muss. Als ich mit befristeten Optionen auf fallende Kurse gesetzt habe, ist der Markt aber weiter gelaufen und gelaufen. Daraus habe ich gelernt keine Derivate einzusetzen, sondern nur auf echte Dinge zu bauen, nicht zu spekulieren, sondern langfristig zu investieren.