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Geldanlagen

Obwohl sich Donald Trump, der bisher wohl größte Narzisst und Selbstdarsteller im Präsidentenamt der USA, mit seinen Tweets alle Mühe gibt, für Unruhe auf dem Erdball zu sorgen, ist der globale Aktienmarkt seit seiner Wahl deutlich gestiegen. Die Weltbörsen haben seit November 2016 um 40 Prozent zugelegt; in den USA waren es sogar 50 Prozent – der Skepsis der Anleger zum Trotz.

Wenn also schon Trump die Börsen nicht kleinkriegt, dann dürften die Märkte in ihren traditionell starken Phasen erst recht gut laufen. Die Zeit von Anfang November bis Ende April ist seit Jahrzehnten die ertragreichste Phase für Anleger. Von 1950 bis 2017 gewannen Aktien in diesen sechs Monaten im Schnitt 7,5 Prozent hinzu. 10.000 Euro verwandelten sich so in mehr als eine Million Euro. Von Anfang Mai bis Ende Oktober indes wurden daraus nur bescheidene 11.000 Euro.

Pre-Election-Years sind die stärksten Börsenjahre

Hinzu kommt, dass 2019 in den USA ein Vorwahljahr für die Präsidentschaftswahl ist. Solche sogenannten Pre-Election-Years erweisen sich seit 1833 mit einem durchschnittlichen Zugewinn von zehn Prozent als die stärksten Börsenjahre im vierjährigen Wahlzyklus. Daran schließt sich mit 2020 ein Wahljahr an. Wahljahre gelten mit einem mittleren Zugewinn von 6 Prozent als zweitstärkste Börsenjahre.

Und es gibt weitere Argumente, warum die Börsen bis zum Frühjahr/Sommer 2020 steigen sollten:

  • Die Renditen für Staats- und Unternehmensanleihen sind im dritten Quartal wegen der Kursschwäche bei Aktien deutlich gesunken – bei der zehnjährigen Bundesanleihe auf bis zu minus 0,7 Prozent. Dadurch werden die Dividenden im Vergleich zu den Minusrenditen von Anleihen noch attraktiver. Zugleich wird die Aktienschwäche Schnäppchenjäger auf den Plan rufen.
  • Wegen der geringeren Renditen sinken bei Unternehmen, die sich neu verschulden, die Kosten für den Zinsdienst. Das dürfte sich positiv auf die Gewinne auswirken, was höhere Aktienkurse rechtfertigt.
  • In Sachen Handelsstreit und Brexit sind positive Überraschungen möglich. Man sollte nicht vergessen, dass gerade Trump großes Interesse daran hat, seinen Wählern im Handelsstreit mit China und Europa bald eine Trophäe zu präsentieren. Dazu braucht er einen dauerhaften Deal, der die aktuelle Unsicherheit an den Märkten spürbar verringern dürfte. Die großen Gewinner eines solchen Szenarios könnten deutsche und europäische Aktien sein.

Fazit: Für die nächsten sechs bis acht Monate sind wir für die Aktienmärkte mehr als nur moderat positiv gestimmt. Allerdings rechnen wir spätestens für die Zeit nach der Präsidentschaftswahl mit Gegenwind für Dividendentitel.

Autor: Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG in Köln