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Versicherungen

Eine Berufsunfähigkeit (BU) kann auch im reichen Deutschland den finanziellen Ruin bedeuten. Denn wer seinen Beruf nicht (dauerhaft oder vorübergehend) nicht mehr ausüben kann, den lässt der deutsche Sozialstaat ziemlich im Regen stehen.

Zwar sind viele Ärzte über ihr Versorgungswerk zumindest teilweise gegen Verdienstausfälle durch eine BU versichert. Ein Blick in die genauen Vertragsbedingungen kann jedoch nicht schaden. Denn das Risiko, über kurz oder lang auf Unterstützung angewiesen zu sein, ist hoch: In Deutschland wird jeder Vierte Erwerbstätige mindestens einmal im Leben berufsunfähig. Schon diese Zahl ist erschreckend genug.

Risiko für Berufsunfähigkeit deutlich gestiegen

Aktuelle Analysen der Deutschen Aktuarvereinigung belegen nun jedoch, dass es eine Gruppe gibt, deren Risiko für eine Berufsunfähigkeit in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich gestiegen ist: Und das sind Frauen bis 40.

Ihr BU-Risiko ist mehr als 30 Prozent höher als bei der vorangegangenen Untersuchung vor 20 Jahren. „In dieser Versichertengruppe sind laut Daten der Rentenversicherung erheblich mehr Schadenfälle aufgrund psychischer Erkrankungen festzustellen“, so DAV-Chef Herbert Schneidemann. Anders bei den Männern: Hier zeigen sich in dieser Altersgruppe keine signifikanten Veränderungen im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung.

Jenseits der Vierzig sieht es besser aus

Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten: Sowohl bei Männern als auch bei Frauen über 40 ist das BU-Risiko in den vergangenen 20 Jahren deutlich gesunken.

Bei weiblichen Versicherten beträgt der Rückgang 36 Prozent, bei den Männern sank die Wahrscheinlichkeit einer Berufsunfähigkeit sogar um etwa 45 Prozent. Diese Entwicklung, so Schneidemann, spiegle die Veränderung der Arbeitswelt wider: Zum einen seien immer weniger Personen in körperlich fordernden Berufen tätig. Zum anderen sänken generell die körperlichen Anforderungen in vielen Professionen.

Burn-out statt Bandscheibe

Dementsprechend unterscheiden sich die Hauptursachen für eine BU heute deutlich von den altbekannten Klassikern. Anfang der 1990er-Jahre waren noch körperliche Gebrechen der häufigste Grund, warum jemand seine Job an den Nagel hängen musste. Inzwischen sind es vor allem psychische Leiden, die die Berufstätigen in die Knie zwingen.

Fast jeder dritte BU-Leistungsfall geht auf psychische Probleme zurück. Die Tendenz ist steigend. Dabei steigt die Zahl der BU-Fälle durch psychische Erkrankungen deutlich schneller, als die Zahlen wegen körperlicher Leiden (Bandscheibenvorfälle oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen) zurückgehen.

Immerhin: Ein Teil der Versicherten kehrt nach einer BU inzwischen deutlich schneller wieder in den Beruf zurück als früher. 19 Prozent nehmen innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Leistungsfall wieder ihren zuletzt ausgeübten Beruf auf. In den 1990-er Jahren waren es nur elf Prozent. Anders verhält es sich aber bei jenen Versicherten, die die Krankheit drei bis zehn Jahre aus dem Job reißt. Konnten früher noch rund 26 Prozent der Erkrankten in diesem Zeitraum wieder arbeiten, sind es nach den aktuellen Zahlen nur 16 Prozent.